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150 | Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus
tet.31 Andere Männer wurden zu hohem Lohn temporär hinzugezogen, wann
auch immer sich der König im Aostatal auf der Jagd befand. Die stärksten Ber-
gbewohner, darunter teilweise auch ehemalige Wilderer32, wurden während der
Jagdzeiten als Treiber – rabatteurs/battitori – angestellt.33 Nach der Staatsgrün-
dung 1861 wurde im Juli ein »Regolamento per il Servizio di Caccia di S. M.«
festgelegt, in dem Anstellungsbedingungen, Bezahlung, Arbeitskleidung, Ar-
beitsinhalte und administrative Abläufe geregelt wurden.34 Teilweise bezahlte
Vittorio Emanuele den Grundbesitzern Miete, damit seiner präferierten Jagd-
beute wie Steinböcken und Gämsen keine Futterkonkurrenz durch Vieh heran-
wuchs.
Damit einher gingen essentielle Verbesserungen der Infrastruktur : Straßen
wurden errichtet und ausgebaut und so Täler und Berge mit einem Straßennetz
überzogen und miteinander verbunden, um dem König, seiner Familie und Jagd-
begleitern bequemen Zugang per Kutsche zu den Jagdgebieten zu ermöglichen.35
Zu diesem Zweck wurden oft lokale Arbeiter angestellt und das Straßennetz
auch bis zum Tod des Königs stetig erweitert und dabei bis auf eine Höhe von
rund 3000 m ü. M. vorgestoßen.36 Vor den königlichen Jagden wurden die Stra-
ßen auch immer wieder repariert und freigeräumt.37 Auch der Unterhalt und
Betrieb der Stallungen, des Wildbestandes, der Pferde und Hunde, Transport
und Versorgung der diversen Angestellten, Miete der Maultiere und medika-
mentöse Versorgung von sowohl Vieh als auch Mensch bedeuteten einen großen
administrativen und kostenintensiven Aufwand.38 Diesbezügliche Regelwerke
31 Tibaldi, Tancredi Giuseppe, Lo stambecco, le cacce e la vita dei reali d’Italia nelle Alpi, con illustrazioni,
S. 49. So fragte die Schweizer Regierung beispielsweise immer wieder an, ob sie nicht ein paar
Steinböcke kaufen könnte, um diese wieder in ihren Bergregionen anzusiedeln. Das savoyische
Königshaus kam dem Wunsch jedoch nie nach, weswegen Wilderer zur illegalen Beschaffung der
begehrten Tiere angeheuert wurden und so die Wiedereinführung der Steinböcke in den schwei-
zerischen Alpen schließlich doch noch gelang. Passerin d’Entrèves, Pietro, »Königliche Jagden im
Gran Paradiso«, S. 49.
32 Passerin d’Entrèves, Pietro, »Königliche Jagden im Gran Paradiso«, S.
35. Auch danach finden sich
in den Quellen immer wieder Verstöße gegen das Jagdrecht. Zu diesem Zweck wurden auch Tiere,
welche tot vorgefunden wurden, protokolliert. Vgl. AST, Casa di Sua Maestà, Amministrazione
della Real Casa in Piemonte, Torino, Direzione delle Regie Cacce e dei Distretti di Caccia, Decreti
e regolamenti, 7086, 7097.
33 Couturier, Marcel A. J., Le bouquetin des Alpes (Capra Aegagrus Ibex Ibex), S.
1248.
34 ACS Roma, R. Cacce, miscellanea, Regolamenti, b. 3, fasc. 9.
35 Sievert, James, The Origins of Nature Conservation in Italy, S.
189.
36 Passerin d’Entrèves, Pietro, »Königliche Jagden im Gran Paradiso«, S.
41.
37 Gorret, Amé, Victor-Emmanuel sur les Alpes, S. 33.
38 AST, Casa di Sua Maestà, Amministrazione della Real Casa in Piemonte, Torino, Direzione delle
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289