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153Königliche
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auf der Jagd und das Wild solle nicht gestört werden. Die Männer willigten
daraufhin prompt ein :
Uns, aus dem Ihrer Majestät geschuldeten unendlichen Respekt, mit äußerst beson-
derer Erinnerung daran, wie Er die Entwicklung des Club Alpino Italiano stets unter-
stützt hat, entschieden haben, unserer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen, indem wir
großen Herzens einwilligten, den nächsten Tag mit seligem Nichtstun zu verbringen.44
Pietro Passerin d’Entrèves betont, dass Vittorio Emanuele schon von Kind an ein
ebenso leidenschaftlicher Gebirgsjäger wie sein Vater Carlo Alberto gewesen sei
und als solcher auch die persönliche Jagd bevorzugte. Dies bedeutete den Einsatz
von nur wenigen Hunden, folglich keine »Chasse a courre«, bei der die eigentli-
che Jagd den Hunden obliegt und auch keine für das savoyische Herrscherhaus
bislang typische »Venérie royale«, bei welcher hoch zu Pferd und wiederum mit
dem Einsatz einer Hundemeute oftmals nur ein einziges Tier nach stundenlan-
ger Verfolgung erlegt wurde : »Dieser mit Hundeführern, Hilfspersonen, Gästen
und Adeligen bevölkerten Jagd – laut, pompös, eitel und reglementiert – setzte
Vittorio Emanuele II. die freie, diskrete, bürgerliche Jagd entgegen, bei welcher
der Gewehrschuss das einzige laute Geräusch ist.«45 Der König folgte so zu Fuß
und mithilfe von strategisch platzierten accampamenti dem Wild in die alpinen
Höhen. Nachdem sich diese Methode jedoch als zu wenig ergiebig erwies, führte
Vittorio Emanuele
II. die ganz andere Treibjagd ein.46 Der Historiker James Sie-
vert beschrieb den typischen Ablauf einer solchen :
Easy trails were essential for the corpulent king. The monarch took his hunting trips in
August along with guides, cooks and, the legend says, choice local maidens. More than
two hundred local people carried tents, mattresses, food, and forage for horses. It was
a festive occasion as the king, his entourage, and the local people camped out together.
[…] The night before the hunt, about two hundred men would climb to higher loca-
44 »Noi, per un’infinità di riguardi dovuti a S. M., una più specialmente memori come Egli abbia
mai sempre favorito lo sviluppo del Club Alpino Italiano, e desiosi di mostrarglisi riconoscenti,
accettammo di gran cuore di passare il giorno dopo in un beato far niente.« Vaccarone, Luigi,
»Campagne Alpine«, S. 1.
45 Passerin d’Entrèves, Pietro, »Königliche Jagden im Gran Paradiso«, S. 34. Ein Blick in die Perso-
nallisten gibt davon zudem Zeugnis. Vgl. AST, Casa di Sua Maestà, Amministrazione della Real
Casa in Piemonte, Torino, Direzione delle Regie Cacce e dei Distretti di Caccia, Decreti e regola-
menti, 7098.
46 Ebd., S. 35, 37.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289