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156 | Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus
Cogne kehrte er jedoch nicht völlig den Rücken zu, sondern fand sich zuweilen
für die Jagd erneut dort ein.54 Der zeitgenössische Schriftsteller Tancredi Ti-
baldi55 beschrieb die erprobte Ankunft des Königs im Aostatal :
Als sich das Hauptquartier der Jagd in Cogne befand, kam Vittorio Emanuele II im
Wagen in Bard an. Dort bestieg er ein Pferd und begab sich unverzüglich zum Don-
denna-Pass. Er wurde dabei lediglich vom Gran Cacciatore (Gran Verneur), seinem
Arzt und einigen militärischen Amtsträgern begleitet. Entlang der Straße, in Hône,
Pont-Bozet und Champorcher, verweilte er einige Minuten, empfing Bittsteller, un-
terhielt sich vertraut mit den kommunalen Obrigkeiten und informierte sich über die
Bedürfnisse der Bevölkerung, bevor er bis zum Lager [campo] weiterzog.56
Dieser Empfang durch lokale Autoritäten wurde dem König aber zusehends »zu
lästig«57, worauf er diesen Aufwartungen zuweilen entkam, indem er die Nacht
durchreiste und bereits bei der Morgendämmerung in Aosta ankam. Die dorti-
gen zeremoniellen Abläufe gestalteten sich gemäß Tancredi Tibaldi wie folgt :
Die Ankunft des Königs in dieser Stadt wurde durch das Abschießen von Kanonen,
welche sich beim Wachturm am Reckweg von Beauregard befanden, signalisiert. Bei
diesem Startschuss reihte sich die Stadtobrigkeit zum Empfang bei der Brücke über
dem Bach Balteo oder unter dem Bogen von Augustus auf. Bei seinem Auftauchen
beginnt die Musikkappelle den königlichen Marsch zu spielen und Ihre Majestät
empfängt, ohne die Kutsche zu verlassen, die Glückwünsche des Bischofs, des Ge-
richtspräsidenten, des Bürgermeisters, des Unterpräfekten, des Bezirkskommandanten,
des Präsidenten der Arbeitergesellschaft etc.58
54 Tibaldi, Tancredi Giuseppe, Lo stambecco, le cacce e la vita dei reali d’Italia nelle Alpi, con illustrazioni,
S. 87 f.
55 Tancredi Tibaldi ist auch Autor der wenigen Artikel in den lokalen Zeitungen, welche die Jagden
und Ankünfte des Königs detaillierter beschrieben. Ansonsten ist oftmals nur die knappe Meldung
zu lesen, dass der König nun angekommen sei.
56 »Allorchè il quartiere generale delle cacce trovavasi a Cogne, Vittorio Emanuele II arrivava in
vettura a Bard. Montava ivi a cavallo e s’avviava subito alla volta del colle Dondenna. Era di solito
accompagnato dal Gran Cacciatore (Gran Veneur) dal suo medico e da alcuni ufficiali dell’esercito.
Lungo la strada, a Hône, a Pont-Bozet, a Champorcher, si tratteneva qualche minuto, riceveva le
suppliche, conversava famigliarmente colle autorità comunali, s’informava dei bisogni della popo-
lazione, indi proseguiva per il campo.« Tibaldi, Tancredi Giuseppe, Lo stambecco, le cacce e la vita dei
reali d’Italia nelle Alpi, con illustrazioni, S.
89.
57 »assai fastidiosa«, Ebd., S. 90.
58 »L’arrivo del re in questa città era segnalato dallo sparo dei cannoncini dei Pompieri posti in vedetta
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289