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158 | Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus
ausländischer Herrscher dabei – oft ungern, denn man musste sich dazu dem kargen
Leben anpassen.64
Auch der zeitgenössische Alpinist und Priester Amé Gorret, welcher den König
persönlich kannte, schrieb von einer »vie du franc montagnard«65, welche der Kö-
nig in den Bergen führe. Neben diesen Zeltlagern ließ der König auch etliche
Jagdhäuser in Cogne und Valsavarenche errichten.66 So gab er beispielsweise be-
reits 1857 den Auftrag, eine Jagdhütte auf dem Nivolet im Aostatal zu errichten.67
Außerdem habe es Vittorio Emanuele auch während der Jagd nicht verpasst,
jeden Sonntag an der Messe teilzunehmen.68 Davon abgesehen galt der Sonntag
aber als absoluter Ruhetag für alle Begleiter und die Dienerschaft des Königs.
Vittorio Emanuele selbst soll jedoch zuweilen den Priester um Erlaubnis gebeten
haben, diese Ruhe zu brechen, um allein in die Wälder zu gehen, um dort Fasa-
nen und Rebhühner zu jagen.69 Zudem habe der König – so Tibaldi70 – keine
Gefahr gescheut : »Er erklomm die Klüfte der Gletscher, drang in die bedeckten
Löcher der Geröll-Moränen vor, umkreiste die überhängenden Gletscherränder
mit einem Mut, der seine Nachfolger mit Staunen und Ehrfurcht erfüllte.«71
Es existieren etliche Anekdoten und Legenden über humorvolle Zusammen-
treffen von einfachen Bergbewohnern bis hin zu Künstlern und Adeligen mit
dem König während dessen Jagden in den Alpen. Oftmals in Verbindung damit,
dass der König in seiner einfachen Aufmachung nicht erkannt und ihm dann bei
der Aufdeckung seiner Person auch nicht geglaubt worden sei.72 Schon zeitge-
64 Passerin d’Entrèves, Pietro, »Königliche Jagden im Gran Paradiso«, S.
39.
65 Gorret, Amé, Victor-Emmanuel sur les Alpes, S. 12.
66 Ebd., S. 53.
67 AST, Casa di Sua Maestà, Sovrintendenza Patrimonio, Caccia e pesca, 10644, Pacco 3, 1857.
68 Tibaldi, Tancredi Giuseppe, Lo stambecco, le cacce e la vita dei reali d’Italia nelle Alpi, con illustrazioni,
S. 97.
69 Gorret, Amé, Victor-Emmanuel sur les Alpes, S. 39.
70 Sowie etlichen anderen Autoren von nach dem Tod des Königs 1878 publizierten Memoiren, mit
Ausnahme derjenigen des bereits erwähnten Abtes Fénoil.
71 »S’inerpicava per gli anfratti delle giogaje, s’insinuava nei colatoi cosparsi di sfasciumi morenici,
s’aggirava sulle pensili labbra dei ghiacciai con un ardimento che riempiva di meraviglia e di timore
i suoi seguaci.« Tibaldi, Tancredi Giuseppe, Lo stambecco, le cacce e la vita dei reali d’Italia nelle Alpi,
con illustrazioni, S. 101.
72 Um ein vergleichsweise kurzes Beispiel anzuführen : So habe eine Bewohnerin von Courmayeur
davon erfahren, dass sich der König in ihrer Ortschaft befinde und ausgerechnet diesem mitgeteilt,
dass sie den König gerne einmal sehen würde. Daraufhin habe sich der folgende Dialog entsponnen :
» – Le roi ? c’est moi !
– Pas possible !
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289