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179Königliche
Reisen |
Nach den Jagden erfolgte eine minutiöse Aufzählung der Personen, die den Kö-
nig begleitet hatten sowie des Reiseweges, der Übernachtungsorte, des Wetters
und des von Umberto I. und den wichtigsten Persönlichkeiten erlegten Wild-
tiere, wobei es sich hauptsächlich um Steinböcke, manchmal auch Gämsen und
seltener Fasanen und Hasen handelte. Aus diesen Protokollen lässt sich entneh-
men, dass der König gegen Ende der 1890er Jahre zuweilen mit dem Automobil
unterwegs war.145
1886 berichtete ein französischer Journalist im Corriere della Sera von einer
Begegnung zwischen ihm und dem König in den piemontesischen Alpen. Zu-
nächst beschrieb der Journalist das vor ihm liegende Panorama und den Berg,
den der König auf der Jagd bestiegen hatte :
Morgen früh wird die Durchfahrt des Königs erwartet, der einen schnellen Ausflug
in die Schlucht, die sich Orrido di Scalare [schrecklich zu erklimmen] nennt, unter-
nimmt. Man stelle sich einen hohen Berg vor, in der Mitte gespalten, dessen Flanken
rechts und links etwas abfallen. In diesen Raum, unter Anhäufungen von Felsen, stürzt
der Gebirgsbach Orto 100 Meter in einem gewaltigen Wasserfall über sechs- oder
siebenhundert Stufen in die Tiefe, dabei Wasserdampfwirbel ausstoßend, die überall
hervorsprudeln. […] Beim Ausgang der Schlucht ist das Tal weniger wild, aber bleibt
unverändert pittoresk. Wenn die Bewohner des Landes die Kunst der Werbung und
die Begeisterung für ihre Alpen so gut verstehen würden wie die Schweizer, könnten
die gastfreundlichen Söhne der Helvetik ihre ruinierten Karawansereien schließen.146
Wie bereits von der Gazzetta Piemontese in einem Artikel hinsichtlich der Jagd-
ausflüge von Umbertos Vater bedauert, konnten sich die italienischen Alpen zwar
durchaus in perzipierter Schönheit der Natur, jedoch fast fünfzehn Jahre später
den Dienst im königlichen Jagdapparatus von 1890 wurde die Fischerei dann erstmals auch ex-
plizit neben der Jagd erwähnt. Ansonsten wies das neue Reglement keine größeren Änderungen
auf. ACS Roma, R. Cacce, miscellanea, Regolamenti, b.
3, fasc. 15.
145 ACS Roma, Real Casa, Ufficio del Gran Cacciatore, Piemonte, Anni 1896–1897, b. 17 ; ACS
Roma, Real Casa, Ufficio del Gran Cacciatore, Piemonte, Anni 1898–1899, b. 18.
146 »Il domani mattina, aspettando il passaggio del re, andai a far una rapida gita nella gola chiamata
l’Orrido di Scalare. Si immagini un’alta montagna spaccata in mezzo, i cui fianchi piombano a
picco a dritta e a sinistra. In questo spazio, su ammonticchiamenti di roccie, il torrente Orco
si precipita da cento metri in un’immensa cascata a sei o settecento scalini lanciando turbini
di vapore dell’acqua che zampilla da tutte le parti. […] All’uscire della gola, la vallata è meno
selvaggia, ma rimane sempre pittoresca. Se gli abitanti del paese sapessero l’arte della réclame e
dell’entusiasmo per le loro Alpi come gli Svizzeri, gli ospitali figli dell’Elvezia potrebbero chiu-
dere qualcuno del loro rovinosi caravan-serai.« o.
A., »Re Umberto e un giornalista francese«, S.
1.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289