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196 | Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus
Schweiz in das Aostatal gezogen, wo sein Vater einen Adelstitel erhielt. Peccoz
überließ der Königin bei ihren Aufenthalten in Gressoney von nun an regelmä-
ßig seine Villa und zog sich währenddessen in ein anderes Haus im Besitze sei-
ner Familie in Gressoney zurück. Der Journalist Carlo Casalegno beschrieb die
Gemächer der Königin in der Villa Peccoz folgendermaßen :
Im Empfangssaal [befinden sich], tapeziert in rote, mit Gold gesäumte Seide, ein gro-
ßer Teppich von Izmir, kostbare Möbel, ein auf dem Rücken eines Maultiers hoch-
getragener Schiedmayer-Flügel ; im Speisesaal, vergrößert durch eine umfangreiche
Veranda, Vorhänge aus rotem Tuch, bis auf halbe Höhe nussfarbene und dann damas-
kusgelbe Wände, wertvolles chinesisches Porzellan, im Studierzimmer eine Fülle an
orientalischen Stücken, in die Decke eingearbeitetes orientalisches Holz, Imitate von
antiken Tapisserien an den Wänden.212
Gemäß dem Journalisten Romano Bracalini habe Margherita dort jeden Mor-
gen an der Messe teilgenommen und sich dabei nach den lokalen Gepflogen-
heiten gekleidet.213 Später wurde während ihrer Aufenthalte jeden Sonntag die
sogenannte »messa della regina« abgehalten, wobei sich Margherita auch dort in
Lokaltracht zeigte. Carlo Casalegno beschrieb die Szene, die sich den Betrach-
tern bot, wenn die Königin jeweils die Kirche verließ, folgendermaßen :
Am Ausgang des Tempels fand sie die aufgereihten Einheimischen und auswärtigen
Feriengäste vor, und häufig unterhielt sie sich im Dialekt sprechend mit den Bergbe-
wohnern, sie unternahm dies mit familiärem und höfischem Gebaren, wie es gewiss
die Verpflichtung der alten Savoyer in den feudalen Tempeln war.214
Dieser erste Aufenthalt in Gressoney erforderte einen immensen logistischen
Aufwand, an dem sich auch der Baron beteiligte. Unter anderem wurden etliche
212 »Nel salotto di ricevimento, tappezzato in seta rossa filettata d’oro, un grande tappeto di Smirne,
ricchi mobili, un pianoforte Schiedmayer portato fin lassù a dorso di mulo ; nella sala da pranzo,
allargata poi in una vastissima veranda, tende in panno rosso, pareti di noce fino a mezza altezza e
poi damasco giallo, preziose porcellane cinesi, nella sala di studio, una profusione di pezzi orientali,
legni orientali lavorati nel soffitto, imitazioni di antichi arazzi alle pareti«. Casalegno, Carlo, La
regina Margherita, S.
136.
213 Bracalini, Romano, La Regina Margherita, S. 123 f.
214 »all’uscita dal tempio, trovava schierati indigeni e villeggianti forestieri, e se sovente si tratteneva
coi montanari parlando in dialetto, lo faceva con la degnazione familiare e cortese che certo do-
vevano avere gli antichi Savoia dei tempi feudali.« Casalegno, Carlo, La regina Margherita, S.
135.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289