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206 | Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus
men mit ihren zwei Hofdamen auf einem Schlitten gezogen und legte die letzte
Strecke zu den Zelten wieder zu Fuß zurück.250
Im Jahr darauf, 1894, klagt sie Osio in einem weiteren Brief ihr Leid hinsicht-
lich der Bewegung der Anarchisten. Margherita bevorzugte und unterstützte,
obschon sie sich mit Politikern und Persönlichkeiten verschiedener Einstellun-
gen traf und austauschte, einen starken Staat mit einer paternalistischen und
absolutistischen Form der Monarchie.251 Carlo Casalegno bemerkte dazu : »An-
archisten, Republikaner und Sozialisten sind für Margherita Feinde quasi auf
derselben Stufe : Leugner der Krone und der wohlgeordneten Gesellschaft.«252
Zugleich tröstete sich die Königin aber in dem vorhin erwähnten Brief damit :
»Wenigstens die Schönheit meiner lieben Berge vermögen sie [die Sorgen] zu
verstreuen ! ! ! Und wie schön diese Berge sind, und ruhig, und groß, sie tragen den
Geist in die Höhe und lassen einen daran denken, dass über dem menschlichen
Elende Orte existieren, wo sich die Gedanken erheben und ruhen können.«253
In jenem Jahr nahm Margherita auch an einem militärischen Manöver im
Aostatal teil. Zu Pferd brach sie von Gressoney aus auf, um diesem beizuwohnen,
wobei zu ihren Ehren auch ein Konzert einer militärischen Gruppe abgehalten
und etliche Geschützsalven abgefeuert wurden. Am Abend begab sie sich zu
Pferd zurück zur Villa Stafel.254 Am 21. August schwärmte sie in einem Brief
gegenüber ihrer Freundin, der Contessa della Rocca, über Gressoney erneut von
der in allen Aspekten wohltuenden Wirkung des Tales, deren umliegende Berge
die Seele über alle irdischen Bösartigkeiten auf himmlische Sphären und nä-
her zu Gott erheben lassen würden.255 Zu diesem Zeitpunkt ahnte die Königin
nicht, wie wahr diese Worte bald schon für einen ihrer treusten Freunde wer-
den würden. Im selben Monat unternahm die Königin ihren letzten Ausflug in
Begleitung des Barons Peccoz. Am 24. August wanderte Margherita über den
Lyskamm in über 4200 Metern Höhe von Gressoney nach Zermatt. Ein Teil des
Abstiegs vom Lyskamm erfolgte in einem Schlitten.256 Die königliche Gesell-
schaft übernachtete teilweise in Zelten, welche zusammen mit Betten von Turin
250 Del Bianco, Nino, Margherita di Savoia. Regina di cuori nell’Italia unita, S.
212.
251 Casalegno, Carlo, La regina Margherita, S. 172.
252 »Anarchici, repubblicani e socialisti sono per Margherita nemici quasi sullo stesso piano : negatori
della Corona e della società bene ordinata«. Ebd., S. 173.
253 Margherita a Maggior Generale Egidio Osio, Gressoney, 28
luglio 1894, S. 573.
254 Roux, Onorato, La prima Regina d’Italia, S. 272.
255 AST, Margherita alla Contessa della Rocca, Gressoney, 21 agosto 1894.
256 Roux, Onorato, La prima Regina d’Italia, S. 250.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289