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209Königliche
Reisen |
Großzügigkeit. Ich wusste ihn sehr zu schätzen und sein Tod ist für mich ein großer
Verlust und tiefer seelischer Schmerz.261
Verschiedene Autoren vermuteten hinter der Freundschaft von der Königin
Margherita und dem Baron Peccoz eine Liebschaft. Romano Bracalini beispiels-
weise unterstellte König Umberto
I., dass er etwas gespürt habe, da er sich immer
weigerte, seine Ehefrau in die Villa Peccoz zu begleiten.262 Es lassen sich jedoch
keine gefestigten Hinweise auf eine Affäre ausmachen und die unterschiedliche
Freizeitgestaltung des königlichen Paares den Sommer und Herbst hinweg ließe
sich auch durch die verschiedenen Interessen der alpinen Freizeitgestaltung und
die keineswegs glückliche Ehe begründen.
Von dem Badekurort Stresa aus, wo sich die Königin bereits viele Jahre oftmals
im Sommer aufgehalten hatte, schrieb Margherita Anfang Oktober an Osio :
[I]ch erinnere mich oft an jene schönen Jahre im lebhaften Gressoney und verbrachte
so vergnügliche Aufenthalte, an jenen treuen Freund, den der Herr so früh zu Sich
rufen wollte ! Jetzt ist das Tal immer noch schön, aber es scheint all seine Lebhaftigkeit
verloren zu haben ! Wie das Leben weniger beschwingt wird, je mehr es fortschrei-
tet !263
Nach dem Tod von Baron Peccoz kehrte Margherita zwar immer noch ins Aost-
atal zurück, schrieb jedoch keine Gedanken mehr in der Stafel nieder. Hin und
wieder wurde sie jetzt allerdings von ihrem Ehemann Umberto I. begleitet. Den
Todestag ihres Freundes beging sie jährlich mit einer Messe und dem Besuch
seines Grabes, wobei sie mit der Familie des Barons weiterhin freundschaftli-
chen Umgang pflegte.264
1895 kehrte sie erneut nach Gressoney zurück, denn, wie sie in einem Brief an
Osio vermerkte, »nach neun Monaten ist die Luft der Berge ein wahrer Durst
261 »Il est vrais que je viens de passer pour quelque chose d’effrayant et que la doleur pour la perte de
cet ami si dévoré et si loyal est bien vive, bien cuisante, et bien profonde ! Tous ceux qui connais-
saient de près le pauvre Baron Louis Peccoz l’aimaient beaucoup, car c’était un Caractère d’une
droiture rare, et un des cœurs meilleur et des plus généreux. Je l’estimais entièrement et Sa mort
est pour moi une grande perte et un vrai déchirement d’âme.« Ebd.
262 Bracalini, Romano, La Regina Margherita, S. 181.
263 »[M]i ricordano tanto quei begli anni di Gressoney animata e reso un soggiorno così piacevole, da
quell’amico devoto, che il Signore ha voluto richiamare a Se così presto ! Adesso la Valle è sempre
bella, ma sembra aver perduto tutta la sua animazione ! Come la vita diventa meno allegra più
avvanza !« Margherita a Maggior Generale Egidio Osio, Stresa, 1
ottobre 1894, S.
576 f.
264 Bracalini, Romano, La Regina Margherita, S. 181.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289