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92 Strukturen von Metallclusterionen
ausgeklammert. Der Leser kann über diese Thematik mehr zu Beginn des anschließen-
den Kapitels erfahren (siehe Kapitel 5.4).
Experimentelle Daten aus PE-Spektroskopie- und MS-Arbeiten (MS, Massenspektro-
metrie) zur biatomaren Verbindung Pd2 zeigen eine relativ schwache Bindung (1,03 eV)
mit der Länge 2,65Å.160 Dies wird verständlich, da das Pd-Atom einzigartig im Perio-
densystem eine (n–1)d10 ns0 Konfiguration besitzt, und für eine chemische Bindung eine
elektronische Promotion in eine 3d9 4s1 Konfiguration notwendig ist. Photoemissions-
spektren von mittelgroßen Palladiumclustern in einer Xenonmatrix zeigen den „Über-
gang von atomarem zu metallischem Verhalten“.161 Freie Palladiumclusteranionen wur-
den von Ganteför et al.162 mit PE-Spektroskopie von n = 2–21 Atomen untersucht. Die
Photoelektronenenergien deuten auf eine hohe elektronische Zustandsdichte hin (struk-
turlose Spektren) und sind nicht in einem einfachen Jellium-Modell interpretierbar. Ab-
hängig von der Clustergröße sind keine signifikanten Veränderungen erkennbar, was
durch tendenziell lokalisierte (d-)Valenzelektronen erklärt werden kann. Elektronenaffi-
nitäten bis n = 13 Atome wurden bestimmt und liegen ansteigend zwischen 1,30 eV und
2,25 eV. Kleinere Clusteranionen der Nickelgruppe (n = 3–8), die in einem Durchfluss-
reaktor hinsichtlich ihrer Reaktivität gegenüber verschiedener kleinerer Moleküle unter-
sucht wurden, zeigen für das Element Palladium verstärkt ausgeprägte Adduktbil-
dung.163,164 Die gemessenen Geschwindigkeitskonstanten lagen in der Größenordnung
der Kollisionsraten. Folgende Reaktivitätsreihe konnte aufgestellt werden: CO > N2O,
O2 > CO2 >> N2. Mit zunehmender Partikelgröße zeigte sich die Tendenz stark
exothermer Reaktionen, sodass z.T. Fragmentation der Cluster eintrat. Gynz-Rekowski
et al.165 untersuchten Palladiumanionen bis zu einer Größe von n = 10 Atomen und ver-
glichen die Reaktivität von atomarem mit molekularem Sauerstoff, wobei sie ähnlich
effiziente Reaktionen beobachten konnten. Photoelektronenspektren zeigten unabhängig
von der Erzeugung der Oxide (+O/+O2) für die Cluster PdnO2– vergleichbare Signatu-
ren. Die Autoren interpretieren das Ergebnis mit einer sehr effizienten, barrierelosen
Dissoziation für das Molekülexperiment (+O2). Theoretische Arbeiten von Huber et
al.166 zeigten basierend auf berechneten Bindungsenergien, dass an den Clustern Pdn
(n = 1–4) dissoziative Adsorption Pdn + O2 → PdnO2 für n = 2–4 bevorzugt stattfindet.
Fayet et al.167 fanden eine stark größenabhängige Reaktivität von neutralen Clustern
gegenüber D2 und N2, die insbesondere bei Pd9 und Pd17–Pd20 sehr gering ausfällt.168
Kürzlich wurden die Adsorptionsraten von O2 und D2 auf neutralen Palladiumclustern
(n = 8–28 Atome) in einem Molekularstrahlexperiment untersucht. Die Co-Adsorption
führt zur Bildung von D2O-Molekülen. Die Reaktionswahrscheinlichkeiten wurden auf
40%–70% bestimmt. Minimale Größeneffekte mit leicht erhöhter (n = 13) und vermin-
derter Reaktivität (n ≈ 19) konnten beobachtet werden.
Penisson & Renou fanden für große Cluster (~10nm) mit HREM (high resolution elec-
tron microscopy) ikosaedrische Strukturen169, wohingegen in einer neueren Arbeit170
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Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333