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148 Strukturen von Metallclusterionen
oder auf den Clustern selbst. Letzteres ist wahrscheinlicher, da die Bildung von Hydri-
den unabhängig von der H2-Zuleitungstelle in der Clusterquelle ist. In kleinen Palladi-
umclusterionen (n < 26 Atome) mit hoher Wasserstoffstöchiometrie ist von hydridarti-
gen Strukturen auszugehen. Die Pd−H-Bindungsanteile überwiegen (zahlenmäßig) die
metallische Wechselwirkung. Innerhalb dieses Größenbereichs konnte eine H-induzierte
strukturelle Veränderung beider Ladungszustände (+/−) der Cluster mit n = 13 und 26
Atomen beobachtet werden.
Der Cluster Pd13−(Hx) zeigt mit einer hohlen Modellstruktur die beste Übereinstimmung
zum Experiment. Der Innendurchmesser dieser Atomanordnung ist auf ca. 4,5Å gewei-
tet, wobei sämtliche Wasserstoffatome auf der äußeren Seite gebunden bleiben. Eine
ähnliche Käfigstruktur konnte bereits für den Goldcluster mit 17 Valenzelektronen
Au16− („golden bucky ball“) ausgemacht werden.229
Der Cluster Pd26−/+ besitzt eine für seinen Größenbereich ungewöhnliche hochsymmet-
rische Td-Struktur. Das Streumuster weicht deutlich von dem seiner benachbarten Clus-
ter ab. Seine polyikosaedrische Struktur differiert jedoch nicht prinzipiell vom vorherr-
schenden ikosaedrischen Bindungsmotiv dieser Partikelgrößen. Wasserstoffexposition
induziert seinen Strukturwechsel zu einer Pd26-Kernstruktur, die der schichtartigen
Festkörperordnung ähnelt. Die Abfolge ist davon abweichend nicht exakt ABC, sondern
eher ABA, wobei eine A-Schicht um 90° gedreht ist. In weiterer Fortsetzung entspräche
dies eher einem hcp- als einem fcc-Motiv. DFT-Rechnungen sagen unter Verwendung
aller gängiger Funktionale die exakte ABA-Struktur als elektronischen Grundzustand
für den reinen Cluster Pd26− voraus. Auch wenn experimentell das Vorhandensein eines
geringfügigen Anteils dieser Schichtstruktur im nackten Pd26– ausgeschlossen werden
kann, bleibt deshalb ein kleiner elektronischer Energieunterschied wahrscheinlich. Die
Wasserstoffanlagerung erfolgt ausschließlich auf der Clusteroberfläche und führt zum
Quenchen der hohen Spinmultiplizitäten der adsorbatfreien Strukturen. Ein Eindringen
in die Palladiumzwischenräume hätte ein Aufweiten der Pd–Pd-Bindungslängen zur
Folge, was innerhalb des Nachweisbereichs von ca. 1% nicht zu beobachten ist. Zudem
legt die Analyse der Modellstruktur den Schluss nahe, dass durch Oberflächenrekon-
struktion der Kanten die zuvor gefundene Schichtstruktur zu polyikosaedrischen Struk-
turen ähnlicher wird. Die Koordination der internen Palladiumatome ist dadurch kom-
pakter und es existieren keine vollwertigen Oktaederlücken (mehr).
Die Wasserstoffaufnahmemengen der untersuchten Palladiumcluster sind stark ladungs-
und isotopenabhängig. Besonders ausgeprägt different sind negativ ge- und 1H beladene
Cluster. Sowohl kationische Cluster (H/D) als auch Palladiumanionen (nur D) binden
signifikant mehr Wasserstoff. Da für den Pd-Festkörper über weite Druck- und Tempe-
raturbereiche stabile Einlagerungsverbindungen mit Wasserstoff bekannt sind, ist diese
Erklärungsmöglichkeit für Cluster eingehender zu prüfen.230,231 In vergleichenden Beu-
gungsexperimenten mit Kombinationen verschiedener Ladungszustände und Isotope ist
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Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333