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Wasserstoffadsorptionseigenschaften von Palladiumclustern 149
Wasserstoff aufgrund des geringen Streuquerschnitts nahezu unsichtbar. Ein Aufweiten
der Pd−Pd-Bindungslängen im Cluster als indirekte Indikation konnte sowohl für den
relativ kompakten Mackayikosaeder (55 Atome) als auch bei Vertretern der fcc-
ähnlichen und fcc-Struktur (95 und 147 Atome), die beide Oktaederlücken aufweisen,
nicht nachvollzogen werden. Die Existenz kinetisch hemmender Energiebarrieren für
den Absorptionsprozess ist möglich jedoch aufgrund des Ablaufs des Clusterwachstums
während der Erzeugung unwahrscheinlich. Trotzdem wurde ein möglicher Einfluss
durch weitere Beugungsexperimente an raumtemperierten Clustern sowie an unter ver-
schiedenen Bedingungen erzeugten Clustern überprüft. Er darf aufgrund negativer Be-
funde ausgeschlossen werden.
Die Unterschiede in den experimentellen sMexp-Funktionen (Pd95− und Pd147−, siehe Ab-
bildung 119 auf Seite 142) deuten auf eine H-induzierte Oberflächenrekonstruktion hin.
Es wird aus diesen Gründen wahrscheinlich, dass eine starke Wechselwirkung der elekt-
ronischen Struktur des Clusters mit den Adsorbaten vorliegt. Für die Kombination −/1H
führt dies im Größenbereich des Ikosaedermotivs gegenüber der sonstigen molekularen
H2-Anlagerung zu einer um ca. 13% geringer ausfallenden Wasserstoffbelegung der
Oberfläche (vgl. Abbildung 121). Angesichts fehlender sterischer Wechselwirkungen,
die im Falle von adsorbierten Molekülen auftreten können, wäre bei atomarer H-
Adsorption eigentlich ein höherer Belegungsgrad zu erwarten gewesen.
Der von Ladung und Wasserstoffisotop abhängende Befund des unterschiedlichen Sät-
tigungsgrads der Cluster bleibt letztendlich schwer zu deuten. Offensichtlich existieren
für negativ geladene Cluster stabile Verbindungen mit atomar gebundenem Wasserstoff.
Die Tatsache, dass ein schwereres Isotop, das chemisch (nahezu) identisch ist, die Dis-
soziation nicht vollführt, legt nahe, dass für diesen Prozess eine signifikante Aktivie-
rungsbarriere existiert, die nur in einem der Fälle überschritten werden konnte. Berück-
sichtigt man Nullpunktsschwingungsenergien, so liegt der elektronische 1H2-Grund-
zustand ca. 0,08 eV höher als der des Deuteriummoleküls (siehe Abbildung 123,
rechts). Der zur Dissoziation führende Übergangszustand zeigt dazu ebenfalls noch eine
von seiner Masse abhängige Gesamtenergie (imaginäre Schwingungsfrequenzen). Bei
einer flachen Beschaffenheit der Potenzialenergiehyperfläche in der Nähe des Über-
gangsbereichs kann die notwendige Aktivierungsenergie demnach um bis zu 0,08 eV
differieren. Da kationische Palladiumcluster für 1H eine molekulare Adsorption aufwei-
sen, ist ein zusätzlicher Einfluss des Ladungszustands zu suchen. In Abbildung 123
(links) ist ein hypothetisch denkbarer Mechanismus zur unterschiedlichen Wechselwir-
kung (+/−) dargestellt. Ein elektronenreicher Palladiumcluster ist bei geeigneter Über-
lappung der Wellenfunktionen in der Lage Ladung in das antibindende σ*-Orbital des
Wasserstoffmoleküls zu transferieren. Die formale Bindungsordnung wird erniedrigt
und die 1H2-Bindung geschwächt
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Buch Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung"
Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333