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3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 153
Die Elemente der Übergangsmetalle unterscheiden sich auf einen ersten Blick lediglich
in ihrer d-Elektronenzahl. Für verschiedene realisierte Strukturmotive sind die energeti-
schen Unterschiede und die Hybridisierbarkeit von d- und s-Orbitalen für die möglichen
elektronischen Konfigurationen von entscheidender Bedeutung, weil sich in dieser Ei-
genschaft die Art der chemischen Bindung der einzelnen Elemente manifestiert und die
Geometrie des Clusters letztendlich determiniert wird. Mit vier Ausnahmen existiert in
allen Perioden ein Wechsel der unter Normalbedingungen gebildeten Festkörpergit-
terstrukturen mit zunehmender d-Elektronenzahl in der Abfolge (siehe Abbildung 125):
hcp (Gruppe 3, 4) → bcc (Gruppe 5, 6) → hcp (Gruppe 7, 8) → fcc (Gruppe 9, 10, 11)
→ hcp (Gruppe 12). Vor allem die drei „magnetischen“ 3d-Elemente Mn, Fe und Co
fallen aus der Rolle dieses Schemas. Die vierte Ausnahme ist Hg, das unter Standardbe-
dingungen einen flüssigen Aggregatzustand einnimmt und bei tieferen Temperaturen
eine dem hexagonalen Gitter verwandte rhomboedrische Struktur besitzt.
Trotz der beobachtbaren Regelmäßigkeit der Festkörperstrukturen der Übergangsmetal-
le ist es nicht möglich eine einfache Erklärung ihres Verhaltens zu geben. In Versuchen
dies zu verstehen zieht man häufig Unterschiede in den Besetzungszahlen und die ge-
naue Form des d-Zustandsbandes zur Erklärung der der Regel entsprechenden Fälle
heran (Einelektronentheorie).252 Insbesondere für bcc-Elemente kann so die gefundene
Stabilität ihrer Festkörperphase anhand einer charakteristischen in zwei Energieinterval-
len stärker gehäuften Zustandsdichte im d-Band erklärt werden (Dalton & Dee-
gan253,254). Mit einer nahezu halb besetzten d-Schale führt eine Population des energe-
tisch günstigeren Bereichs zu einer gegenüber ausschließlich entarteten oder kontinuier-
lichen Zustandsverteilungen reduzierten Gesamtenergie. In einem anschaulichen Bild
möchte der Leser dem Analogieschluss zu einer Jahn-Teller-Verzerrung in einer einfa-
chen Komplexverbindung folgen. In solch einem System führt ein Symmetriebruch der
Atomanordnung ebenso zu einer energetisch insgesamt günstigeren Struktur, die im
Zuge der Verzerrung durch gleichzeitiges Anheben unbesetzter und nicht beitragender
Abbildung 125: Elemente der Übergangsmetalle (Gruppe 3–12). Der Farbcode markiert die in
Beugungsexperimenten untersuchten Elemente mit ihrer Festkörperkristallstruktur (rot: hcp,
blau: bcc, grün: fcc). Angaben in Klammern entsprechen ungewöhnlichen Bravais-Gittern. Ab-
bildung entnommen und modifiziert.255
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
hcp
hcp hcp
bcc
bcc bcc
bcc (bcc) bcc fcc
fcc fcc
fcc
hcp
hcp
bcc
hcp hcp bcc hcp
hcp hcp
hcp fcc
fcc fcc hcp
(fcc)
hcp
fcc
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Buch Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung"
Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333