Seite - 221 - in Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
Bild der Seite - 221 -
Text der Seite - 221 -
Kupfercluster 221
Um die obere Grenze dieser Werte abzuschätzen, wird der systematische Fehler aus-
führlicher diskutiert. Über einen längeren Zeitraum hinweg führt das Aufheizen oder
Abkühlen der Fallenelektroden zur Ausdehnung oder Kontraktion weiterer Komponen-
ten des experimentellen Aufbaus. Zwar sind die während den Untersuchungen tempe-
rierten Bauteile der Paulfalle durch Isolatoren thermisch von den restlichen Aufbauten
entkoppelt, ein geringer Wärmefluss über Strahlungsaustausch findet jedoch stets statt.
Das nahegelegene und deshalb am direktesten von den Temperaturunterschieden be-
troffene apparative Element, das sich gleichzeitig auch am stärksten auf die aus den
Beugungsdaten extrahierten mittleren Bindungsabstände der Clusterstruktur auswirkt,
ist eine Titan-Dreistabhalterung, auf der sowohl Ionenfalle wie auch Elektronendetektor
aufgereiht sind. Gleichförmige Ausdehnung aller dieser Komponenten hätte keinen Ein-
fluss auf das experimentelle Ergebnis. Durch eine selektiv auf das Stabsystem be-
schränkte Ausdehnung jedoch vergrößert sich der Abstand zwischen Ionenwolke und
Elektronendetektor und die aufgezeichneten Beugungsringe wandern auf diesem nach
außen. Umgekehrt führt eine durch Abkühlen erzeugte Kontraktion der Stäbe zu einem
nach innen Laufen der Ringe. Bleibt dieser Vorgang in der folgenden Datenanalyse un-
berücksichtigt, erscheint die Clusterstruktur fälschlicherweise kontrahiert (heiße Mes-
sung) bzw. expandiert (kalte Messung). Die eigentliche Volumenausdehnung des Clus-
ters wird also systematisch unterschätzt.
Bedingt durch den Wärmetransport stellt sich ein dynamisches Fließgleichgewicht
(steady state) der verschiedenen Bauteiltemperaturen ein. Die maximal bzw. minimal
gemessenen Temperaturabweichung des Dreistabssystems nahe der Ionenfalle bei Un-
tersuchungen mit Fallentemperaturen von T = 530K bzw. 95K erreichte +100K und
-25K gegenüber Raumtemperatur. Das asymmetrische Verhalten kann qualitativ im
Rahmen der T4-Abhängigkeit der Wärmeabstrahlung (Stefan-Boltzmann-Gesetz) ver-
standen werden. Anhand des über diesen Bereich gemittelten linearen Ausdehnungsko-
effizienten der Titanhalterung324 (Reinheit: Grade 2) bestimmt sich der maximale sys-
tematische Fehler zu +0,11%. Ein sich über die Stäbe ausbildender Temperaturgradient
bewirkt letztendlich, dass dieser Wert eine obere Grenze darstellt und in der Praxis auf-
grund des geringen Wärmeleitwerts von Titan und der großen angekoppelten Masse
vermutlich deutlich niedriger liegt. 95% der Temperaturabweichung des Dreistabsys-
tems waren nach 12h (heiße Messungen) bzw. 16h (kalte Messungen) erreicht. Weil
nicht für jede Einzelmessung der in Tabelle 20 aufgeführten Cluster dieser Zeitraum
eingehalten wurde, ist für den direkten Vergleich des Ausdehnungsverhaltens verschie-
dener Clusterstrukturen derselbe oben eingeschränkte maximale systematische Fehler
anzunehmen.
Eine andere Ungenauigkeit beinhaltet die Analyse der Volumenausdehnung im Rahmen
einer harmonischen Näherung der Schwingungsamplituden dar (siehe Kapitel 3.7). Ur-
sache einer mittleren Abstandsvergrößerung ist der anharmonische Potenzialverlauf
zurück zum
Buch Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung"
Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333