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Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Kupfercluster 237
jedoch bewusst, dass das Ensemble unter der Temperatur von T = 530K näherungsweise
aus zwei leicht unterschiedlichen Strukturtypen mit verschiedenen PDFs, die z.T. für
die Veränderungen verantwortlich sein dürften, zusammengesetzt ist.
Die aus der simulierten Abstandsverteilung berechnete sMtheo-Funktion weist alle beo-
bachteten charakteristischen temperaturinduzierten Veränderungen der sMexp-Funktion
auf. Der Rw-Wert einer Anpassung verbessert sich von 2,8% auf 2,0%. Es ist wahr-
scheinlich, dass das experimentell untersuchte Ensemble die in der Simulation beobach-
teten Konfigurationen beinhaltet: Bei niedrigen Temperaturen (T = 95K) sitzt das Ad-
atom bevorzugt auf einer Seitenfläche (sM-Streumaximum bei s = 6,0Å-1 besitzt keine
Schulter). Aufheizen der Cluster führt für den Hochtemperaturteil der boltzmannverteil-
ten Energien zu einem Eindringen des Atoms in die äußere Schale unter Ausbildung
einer Rosettestruktur. Diese ist lokalisiert und relaxiert entweder durch spontanes Her-
aushüpfen eines Atoms oder durch konzertiertes Rutschen von Oberflächenatomgrup-
pen, wobei ein entfernt liegendes Atom aus der Schale gehoben wird. Der Vorgang
kann bei T = 400K auf der Zeitskala der Simulation nie, bei 530K selten (ca. jede zehnte
Momentaufnahme) beobachtet werden. Experimentell wird die für eine Rosette charak-
teristische Schulter bereits bei T = 400K beobachtbar. Es ist wahrscheinlich, dass die
berechneten Ensembletemperaturen nicht die Realität widerspiegeln: DFT-Rechnungen
schätzen den energetischen Abstand der beteiligten Isomere auf 0,13 eV, das für die
Simulation verwendete Potenzial ergibt einen ca. doppelt so großen Unterschied. Der
Vorgang dürfte also im Experiment entsprechend häufiger bzw. früher auftreten.
Eine Unterscheidung in eine thermisch induzierte Isomerisierung oder einen an der
Oberfläche geschmolzenen Cluster ist nicht möglich. Die MD-Simulationen legen nahe,
dass die Verweildauer in einer 0K-Gleichgewichtsstruktur deutlich länger ist als in einer
Rosettestruktur oder in einem Übergangsbereich hierzu. Der hohe Lindemannindex er-
klärt sich über den Austausch von Oberflächenatomen über das gleichzeitige konzertier-
te Relaxieren vieler Atompositionen, wobei die Werte der relativen Bindungslängen-
fluktuationen stark zunehmen.
Das unterschiedliche thermische Verhalten der homologen Reihe der Cluster Cu54− bis
Cu58− wird v.a. an zwei Stellen der sMexp-Funktion deutlich (vgl. Abbildung 168): 1.
Eine Schulter im Verlauf des zweiten Maximums der Streufunktion um s ≈ 5,6Å-1 ist
vorhanden. 2. Ein Verschwimmen des dritten Doppelmaximums bei s ≈ 8,6Å-1 tritt ein.
Ersteres weist tendenziell auf eine globale Reorganisation der Oberflächenatome durch
ein eingedrungenes Adatom hin. Die zweite Veränderung kann mit einer hohen thermi-
schen Mobilität aller (Oberflächen-)Atome in Verbindung gebracht werden und ist in
den 0K-Modellfunktionen nicht sichtbar. Betrachtet man die Streudaten der gesamten
Clusterreihe (siehe Abbildung 163, Seite 227), so kann bei einer Temperatur von
T = 95K ausschließlich für den Cluster Cu57− eine Schulter im sMexp-Funktionsverlauf
entdeckt werden. Die DFT-Rechnungen legen nahe, dass die Formation einer Doppelro-
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Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333