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Aluminiumcluster 253
Messungen der Temperaturabhängigkeit der Wärmekapazität von Aluminiumclusterka-
tionen haben für die Clustergrößen mit n = 126 bis 128 Atome ein lokales Minimum vor
dem globalen Maximum, das durch den eigentlichen Schmelzvorgang verursacht wird,
ergeben.2 Diese Minima können aus zwei unterschiedlichen Vorgängen resultieren: In
beiden Fällen ist das System zunächst in einem hochenthalpischen Zustand kinetisch
gefangen (siehe Abbildung 179). Dies kann z.B. während des atomaren Clusterwachs-
tums geschehen sein, sofern eine die beiden Bindungsmotive trennende Übergangsbar-
riere (1) im Laufe eines Strukturwechsels (z.B. ikosaedrisch → fcc) nicht überschritten
werden konnte. Hier ergeben sich die Möglichkeiten, dass die im Zuge einer Addition
eines einzelnen Atoms frei werdende Bindungsenergie nicht genügt, oder in einem al-
ternativen Prozess zu schnell durch folgende Stöße mit Puffergasmolekülen wieder ab-
gegeben wird (2). Dabei ist die Zeitskala zwischen der Atomaufnahme und Stößen nicht
ausreichend, um eine Verteilung auf die Schwingungsfreiheitsgrade innerhalb des Clus-
ters zu gewährleisten. Eine Transformation der Struktur kann dann auf der Zeitskala des
Experiments nicht beobachtet werden. Beim Erwärmen der Cluster wird dieser Vorgang
nun signifikant beschleunigt und zum ersten Mal sichtbar.
Eine zweite Möglichkeit liegt in einer thermodynamisch nicht bevorzugten Struktur, die
zunächst durch schnelles Ausfrieren (2) aus einem hochenthalpischen (flüssigen) Zu-
stand erzeugt wird. Der eigentliche thermodynamische Grundzustand besitzt immer den
höchsten Festpunkt. Bei hohen Kühlraten kann dieser jedoch aufgrund eines kleinen
Phasenraums um diesen Bereich verfehlt werden und eine energetisch ungünstigere
Struktur angenommen werden. Dieser Vorgang ist vergleichbar mit einer makroskopi-
schen Glasbildung. Hier ist die Formierung einer Kristallstruktur dauerhaft gehemmt.
Abbildung 179: Schematische Darstellung zur Erklärung der Bildung metastabiler Spezies wäh-
rend des atomaren Clusterwachstums (siehe Text).
Heizexperimente legen für die Clusterionen Al126+ bis Al128+ die erste beider Möglich-
keiten als Ursache nahe. Die Senken im C(T)-Verlauf konnten durch behutsames An-
heizen über den kritischen Senkenbereich hinaus – jedoch stets unterhalb des eigentli-
chen Schmelzpunkts verbleibend – und anschließendem Abkühlen in einem wiederho-
ΔE
Reaktionskoordinate
+ (1)
(2) (2) zu hohe Kühlrate
(1) signifikante Barriere zwischen Motiven (iko/fcc)
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Buch Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung"
Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333