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vom 15.02.2016, aktuelle Version,

Welschnofen

Welschnofen
(ital.: Nova Levante)
Wappen
Wappen von Welschnofen
Karte
Staat: Italien
Region: Trentino-Südtirol
Provinz: Bozen – Südtirol
Bezirksgemeinschaft: Salten-Schlern
Einwohner:
(VZ 2011/31.12.2016)
1.909/1.932
Sprachgruppen:
(laut Volkszählung 2011)
94,00 % deutsch
5,53 % italienisch
0,47 % ladinisch
Koordinaten 46° 25′ N, 11° 32′ O
Meereshöhe: 850–2842 m s.l.m. (Zentrum: 1182 m s.l.m.)
Fläche: 50,8 km²
Dauersiedlungsraum: 5,5 km²
Nachbargemeinden: Deutschnofen, Karneid, Moena, Predazzo, Pozza di Fassa, Tiers, Vigo di Fassa
Postleitzahl: 39056
Vorwahl: 0471
ISTAT-Nummer: 021058
Steuernummer: 00251080214
Bürgermeister (2015): Markus Dejori (SVP)

Welschnofen ([vɛlʃn̩'oˑfn̩]; italienisch Nova Levante) ist eine Gemeinde mit 1932 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2016) in Südtirol in der Nähe von Bozen. Aufgrund seiner landschaftlich reizvollen Lage und des breiten touristischen Angebotes ist die Gemeinde als Urlaubsziel sehr attraktiv. Sowohl Winter- als auch Sommer-Tourismus spielen eine wichtige wirtschaftliche Rolle. In den Welschnofner Hotels, Gasthöfen und Privatzimmern können rund 2500 Gäste beherbergt werden.

Geographie

Welschnofen befindet sich im hinteren Abschnitt des Eggentales, ca. 20 Kilometer entfernt von der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen. Erreichbar ist Welschnofen über die Staatsstraße SS 241 (auch als Dolomitenstraße bezeichnet), die in Kardaun bei Bozen von der Brennerstaatsstraße SS 12 abzweigt und über den Karerpass bis nach Vigo di Fassa im Fassatal führt.

Ortsansicht von Westen mit dem Bergmassiv des Rosengartens im Hintergrund

Die Gemeinde Welschnofen umfasst das an den Hängen des Taltbühels ausgedehnte Bergdorf Welschnofen und das weite Gebiet um den Karersee mit der gleichnamigen Siedlung Karersee, das sich mit den Almwiesen und Hochwäldern, vor allem dem Latemarwald, bis zum Bergmassiv von Rosengarten und Latemar und dem Karerpass erstreckt.

Geschichte

Eine ganzjährige bewirtschaftete Siedlungsstruktur im Welschnofner Gebiet ist erst nach der Jahrtausendwende anzunehmen. Die erste Nennung „noue“ erfolgte 1142 in einer Schenkungsurkunde des Bischofs Hartmann von Brixen an das Kloster Neustift. 1429 taucht zum ersten Mal der Name „Welschnofen“ auf. Der Ortsname erklärt sich aus dem romanischen „(terra) nova“, was so viel wie Neubruch, Rodung bedeutet. Der Ausdruck „Welsch“ weist darauf hin, dass an dem Siedlungsaufbau ursprünglich vorwiegend Welsche, d. h. Ladinisch-Sprechende beteiligt waren. Darauf lassen auch verschiedene Flur- und Hofnamen schließen, wie Talt, Plun, Kaldrun, Zenai, Frin und andere mehr.

Welschnofen war nie ein wohlhabender Ort. Seine Einwohner lebten jahrhundertelang von den kargen Erträgen der Landwirtschaft. Der Getreideanbau diente immer nur der Selbstversorgung. Ein kalter und kurzer Sommer genügte, um die Bevölkerung in Not und Hunger zu stürzen. Auch die Viehzucht betrieb man nur der Selbstversorgung wegen. Der natürliche Reichtum der schönen Waldungen konnte bis zur Eröffnung der Eggentaler Straße 1860 nicht entsprechend genutzt werden, da der Abtransport des Holzes sehr mühselig war. Eine gewisse Bedeutung erlangte der Verkauf von Lörget (Lärchenharz), Pigl (Holzteer) und Holzkohle. Welchen Stellenwert der Eisenerzabbau am Latemar für Welschnofens Wirtschaft im Mittelalter hatte, ist heute nicht mehr festzustellen.

Kloster Neustift war jahrhundertelang der Grundherr des Gebietes. Die auf den Höfen lebenden und arbeitenden Bauern waren zu jährlichen Abgabenlieferungen verpflichtet, welche sie aber aufgrund der armseligen Lebensumstände oft nicht termingerecht entrichten konnten.

Kirchlich gesehen gehörte Welschnofen zur Pfarre Völs am Schlern, die ihrerseits dem Kloster Neustift unterstand. Die Welschnofner mussten einen Fußmarsch von vier Stunden in Kauf nehmen, um an den Gottesdiensten und Beerdigungen in Völs teilnehmen zu können. So bemühte man sich schon früh um die Einsetzung eines eigenen Seelsorgers vor Ort, was sich aber auf Grund der misslichen finanziellen Lage als sehr schwierig erwies.

Eine Kirche wird in Welschnofen erstmals 1298 erwähnt, aber dort fanden lange Zeit nur sporadisch Gottesdienste statt. Seit 1341 wurde Welschnofen seelsorglich durch die Völser Expositur Tiers betreut, aber erst seit 1484 scheint es einen ständigen Kuraten in Welschnofen gegeben zu haben. Seit dem 17. Jahrhundert stellte das Kloster Neustift die Seelsorger und dies ist bis auf den heutigen Tag so geblieben. Die Kirchenpatrone der Ortspfarre sind der hl. Ingenuin und der hl. Albuin. Die heute bestehende Kirche ist ein Neubau aus dem Jahre 1967. Der Kirchturm, das Wahrzeichen des Dorfes, stammt in der jetzigen Form aus dem 18. Jahrhundert.

Als es in Welschnofen noch keinen Friedhof gab, wurden die Leichname nach Völs, später Tiers zur Beerdigung gebracht. Im Winter, wenn der Weg über den Zischgl ungangbar war, wurden die Leichen in einer großen Totentruhe auf der Zischgl-Gstalt bis zum Frühjahr aufbewahrt.

Ursprünglich stand Welschnofen unter der Gerichtsbarkeit der Herren von Völs und ging später in die Gerichtsbarkeit Karneid über. Das Gericht war zuständig für die gesamte politische Verwaltung und für die Rechtspflege, für die Einhebung von Steuern, für die Landesverteidigung, für die öffentliche Sicherheit sowie für die Instandhaltung der Verkehrswege, die Armenpflege und die Nutzung der Wald- und Weiderechte. Auch verwaltungsmäßig unterstand Welschnofen zusammen mit den Vierteln Karneid, Steinegg und Gummer als Fraktion der Gemeinde Karneid.

Ein Teil der Grenzen des Gerichtes fiel mit den Grenzen der beiden Bistümer Trient und Brixen (Eggentaler Bach, Fötschenbach, Latemar) zusammen. Welschnofen gehörte im Gegensatz zu Deutschnofen, welches unter den Bischöfen von Trient stand, bis 1818 dem Bistum Brixen an, dessen Bischof vom Mittelalter und herauf bis in die Neuzeit zugleich die höchste weltliche und kirchliche Autorität darstellte.

1779 geht zum ersten Mal die Rede von einer Trivialschule in Welschnofen.

Das 19. Jahrhundert brachte für Welschnofen viele Veränderungen politischer, wirtschaftlicher und sozialer Natur mit sich. Die jahrhundertelangen Bemühungen um die Lostrennung von der Großgemeinde Karneid gelangen im Anschluss an die Errichtung der Straße durch das Eggental 1860. Mit dieser Verbindung zu Bozen bahnten sich neue wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten für das Dorf an: Holzwirtschaft, Alpinismus, Tourismus. 1870 beginnt die Geschichte Welschnofens als eigenständige Gemeinde.

Grand-Hotel Karersee/Carezza (auf 1.670  m) im Jahr der Eröffnung, 1896   [1]

Am Ende des 19. Jahrhunderts unterstrich der Alpinist Theodor Christomannos die Notwendigkeit, Welschnofen mit dem Karerpass und mit der Gemeinde Vigo di Fassa durch eine Straße zu verbinden. Die Öffnung der in herrlicher Landschaft gelegenen Dörfer für den Tourismus sollten Arbeit und neuen Wohlstand ins Tal bringen.

Christomannos ließ auch das Grand-Hotel Karersee erbauen, welches zugleich mit der neuen Straße zum Karerpass 1896 eingeweiht wurde. Illustre Persönlichkeiten aus vielen Ländern Europas und aus Übersee besuchten dieses First-Class-Hotel, wie Kaiserin Sisi, der österreichische Schriftsteller Arthur Schnitzler, die englische Kriminalschriftstellerin Agatha Christie, Karl May, Winston Churchill u.v.a. Der Leipziger Maler und Grafiker Leo Rauth nahm sich 1913 bei Welschnofen das Leben.

Die Straße durch das Eggental war für den sich entwickelnden motorisierten Verkehr gesperrt, aus Rücksicht auf die vielen Hotelgäste, die in ihrer Ruhe mitten in der unberührten Natur nicht gestört werden sollten.

Während des Ersten Weltkriegs wurde das Verbot aufgehoben, die Dolomitenfront war nur wenige Kilometer entfernt, und die Straße diente als Nachschubroute für die Truppen. Während des Krieges erbauten russische Kriegsgefangene die Nigerstraße. Viele starben an Kälte und Entbehrung und wurden beim St.-Josefs-Kirchlein in Karersee beerdigt.

Die Zwischenkriegszeit war für Welschnofen eine sehr schwierige Zeit, die besonders durch die Abtrennung von Österreich 1919 und den in der Folge einsetzenden Faschismus geprägt war. Alles Deutsche wurde verboten, der Name Welschnofen zunächst durch „Nova Italiana“, dann durch „Nova Levante“ ersetzt.

Einen nie da gewesenen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte das Gebiet nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Menschen fanden im Tourismus und in der Holzwirtschaft viele neue Arbeitsplätze. Innerhalb einiger Jahrzehnte veränderte sich das Ortsbild radikal: Hotels entstanden, Einfamilienhäuser wuchsen aus dem Boden, verschiedene Infrastrukturen wie Lifte, Schwimmbad, Sportzentrum, Vereinshaus etc. sollten den Touristen ihren Aufenthalt so schmackhaft wie möglich machen. Viele Kleinbauern gaben die Landwirtschaft auf und fanden Arbeit im Tourismusgewerbe. Welschnofen war zu einem Touristenzentrum geworden.

In den 1990er Jahren fanden die Liftbetreiber keinen geschlossenen Weg, das Skigebiet nach den unweigerlich entstehenden neuen Bedürfnissen der Sportbegeisterten zu steuern. Es folgte eine schwere Krise, die zum Konkurs der Laurin-Lifte führte. Ein mutiger Unternehmer ist seit 2008 dabei, das Skigebiet durch ein umfassendes Investitionsprogramm neu zu positionieren.

Die Landesregierung hat seine eigene Baumschule nicht zufällig in Welschnofen-Karersee angesiedelt: Am Fuße des Latemar liegt die Landesdomäne, welche Förster ausbildet und Arbeitsplätze für die Welschnofner geschaffen hat. Das Holz ist von einer Qualität, dass Spezialanfertigungen damit möglich sind. Sogar Geigenbauer kaufen hier den Rohstoff für das Instrument.

Heute spielt der Sommer- und Winter-Tourismus nach wie vor eine große Rolle, während die Holzwirtschaft an Bedeutung verloren hat. In den 1990er Jahren entwickelte sich das Phänomen des Pendlertums. Immer mehr Menschen finden Arbeit in der nahe gelegenen Südtiroler Landeshauptstadt Bozen.

Daten

Von 1.474 Wohnungen im Ortsbereich werden nur 673 ständig bewohnt. Damit ist der Zweitwohnungsanteil der Gemeinde der höchste Südtirols. Insgesamt wurden im Jahre 2001 im gesamten Gemeindegebiet 801 nicht ständig bewohnte Wohnungen gezählt.

Bei der Landwirtschaftszählung im Jahre 2000 wurden folgende Daten erhoben:

  • Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe: 135, davon 28 Nebenerwerbsbetriebe, 22 Weideviehbetriebe, 9 Milchviehbetriebe und 53 Landwirtschaftsbetriebe mit Forstwirtschaft
  • 11 Betriebe bieten auch Urlaub auf dem Bauernhof an
  • Gesamte Landwirtschaftliche Nutzfläche: 4194 ha, davon 540 ha als Dauerweide, 283 ha als Weide, 3.323 ha als Wald genutzt und 48 ha für andere Nutzungen bzw. ungenutzt
  • Tierbestand gesamt in der Gemeinde: 569 Rinder, 245 Schafe und Ziegen, 77 Pferde, 37 Schweine

1991 bestanden insgesamt 52 geschlossene Höfe.

2001 wurden insgesamt 258 Arbeitsstätten mit insgesamt 634 Beschäftigten gezählt: 515 Personen in Unternehmen und 119 in nicht gewerblichen Organisationen. Nur 9 Betriebe haben einen Beschäftigtenstand von über 10 Personen.

Die Beschäftigtenzahl in den Unternehmen verteilt sich dabei wie folgt:

  • Landwirtschaft: 50 Personen
  • Produzierendes Gewerbe: 149 Personen, davon 89 Personen im Baugewerbe
  • Dienstleistungen: 361 Personen, davon 54 Personen im Handel und 194 Personen im Gastgewerbe

Von den 29 Verkaufsstellen des Handels sind 8 vorwiegend im Lebensmittelbereich und 21 im Nichtlebensmittelbereich tätig.

2005 gab es insgesamt 94 Fremdenverkehrsbetriebe (davon 34 gastgewerblich und 60 nicht gastgewerblich). Die Bettenanzahl betrug 2.128 und die Anzahl der Nächtigungen 251.475.

242 Personen sind Tagespendler nach Bozen – davon 52 Schüler (Volkszählung 2001).

Sehenswürdigkeiten

Politik

Bürgermeister

Bürgermeister seit 1945:[2]

  • Johann Geiger: 1945–1968
  • Alois Erschbaumer: 1968–1969
  • Manfred Wiedenhofer: 1969–1992
  • Othmar Neulichedl: 1992–2000
  • Luis Neulichedl: 2000–2005
  • Elmar Pattis: 2005–2010
  • Markus Dejori: 2010–

Wappen

Blasonierung: Geviert von Schwarz und Rot; im ersten und vierten Feld ein goldener Löwe, im zweiten und dritten über blauem Dreiberg eine silberne Brezel. Letzteres ist das Wappen des Richters Bartlmä Pretz von Pretzenberg.

Literatur

  • Bruno Mahlknecht: Rosengarten, Welschnofen, Karersee. Südtiroler Gebietsführer, Band 5. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1975, OBV.
  • Stefan Schwienbacher: Theodor Christomannos – die Alpenhotels Sulden, Trafoi und Karersee. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 1997, OBV.
  • Ignaz Kircher, Franz Kohler, Eduard Pichler: Welschnofen – von der alten Zeit. 4 Bände. Folio-Verlag, Bozen/Wien 1994–2003, OBV.
  • Franz Kohler: Vom Ende der stromlosen Zeit. Eine Geschichte der Elektrifizierung Südtirols am Beispiel Welschnofen. Folio-Verlag, Bozen/Wien 2012, ISBN 978-3-85256-604-7
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Einzelnachweise

  1. Grand Hotel Carezza – Club Residence – Geschichte. In: grandhotelcarezza.it, abgerufen am 18. März 2011.
  2. Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindeverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159; abgerufen am 16. November 2015 (PDF; 15 MB).