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4 1 Big Data im öffentlichen Diskurs âŠ
machen. Damit geht es aber zugleich um eine VerstĂ€ndigungsdebatte ĂŒber Zwe-
cke und Ziele, es geht um Deutungshoheiten, mithin Machtinteressen in einem
interessenbeladenen Politikfeld. Narrationen, also der Akt des ErzÀhlens, und die
mit ihnen konstruierten Narrative gelten deshalb inzwischen ĂŒber die Wissen-
schaftsdisziplinen hinweg als maĂgeblicher Faktor, der Einfluss auf grundlegende
soziale, politische und auch ökonomische Entwicklungen ausĂŒbt (Shiller 2017).
Gesellschaftliche und politische Konflikte sind dementsprechend als Konflikte
der Interpretation zwischen konkurrierenden Narrativen zu sehen (Gadinger et al.
2014, S. 34). Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es notwendig und sinnvoll ist,
Narrative zu konstruieren, um ĂŒberhaupt zu einem mehrheitsfĂ€higen Konsens ĂŒber
Nutzen und Grenzen von Big Data zu gelangen. Deshalb versucht dieser Essay,
wesentliche Elemente des öffentlichen wie politischen Diskurses anhand von
Narrativen zu beschreiben, die verwendet werden, damit komplexe PhÀnomene
jenseits von Zahlen, Formeln oder Algorithmen ĂŒberhaupt zum Gegenstand des
öffentlichen Diskurses gemacht werden können (Gadinger et al. 2014, S. 9 ff.).
Die im Kontext von Big Data zu entdeckenden Geschichten werden in ihren
wesentlichen Konstruktionen nachvollzogen und die beabsichtigten und unbe-
absichtigten Wirkungen interpretiert, sie werden aber nicht abschlieĂend ver-
messen (Blatter et al. 2017, S. 31 ff.). Methodisch bedeutet dies, dass unter
Punkt 6 Narrationen im öffentlichen Diskurs anhand von aktuellen Pressever-
öffentlichungen, Fachliteratur und SekundÀrerhebungen rekonstruiert, in ihren
jeweiligen Kontext eingeordnet und interpretiert werden. Dasselbe geschieht
anschlieĂend unter Punkt 8 mit politischen Narrationen, die aber darĂŒber hinaus
noch anhand von Gesetzestexten, Parteiprogrammen und Interviews interpretativ
analysiert werden. Damit lÀsst sich die WirkmÀchtigkeit von herrschenden Narrati-
ven beschreiben und analysieren, wie sie in der Ăffentlichkeit zu beobachten sind.
1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen:
Begriffe und Konzepte in der Diskussion
Auch wenn Experten Ausmaà und QualitÀt unterschiedlich beschreiben, so sind
sie sich doch einig in der Aussage, dass die Big-Data-Technologie eine dramati-
sche VerĂ€nderung fĂŒr Wirtschaft und Gesellschaft bedeutet. Der Oxford-Professor
Viktor Mayer-Schönberger spricht von âeinem Daten-getriebenen Neustart des
Marktes, der zu einer fundamentalen Umgestaltung unserer Wirtschaft fĂŒhren
wird, die wohl so bedeutsam sein wird wie die industrielle Revolution, eine Neu-
erfindung des Kapitalismusâ (Mayer-Schönberger und Ramge 2018, S. 3). Mit
Big Data habe âdie zweite Welle der Digitalisierungâ begonnen, meint Aljoscha
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207