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202 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! âŠ
mehr ohne Weiteres anwenden lassen. Die groĂe Herausforderung der Ver-
sicherungswirtschaft besteht angesichts groĂer (Automobilhersteller) und teils
neuer (Big Techs) Wettbewerber mit ihren Smart Services darin, den Kunden-
zugang zu erhalten und mit den neu gewonnenen MobilitÀtsdaten echte Mehr-
wert fĂŒr die Kunden und Nutzenpotenziale auch jenseits einer fĂŒr einzelne
Zielgruppen gĂŒnstigeren Tarifierung und PrĂ€mieneinstufung zu erzeugen.
âą Die BĂŒrger wertschĂ€tzen den Mehrwert, den diese Smart Services ihnen bieten
können. Die Grundskepsis gegenĂŒber Big Data kippt, wenn konkrete, nutzen-
stiftende Anwendungen genannt werden. Ein GroĂteil unserer Befragten
kann sich eine Vielzahl von Anwendungen in den drei Lebenswelten Mobili-
tÀt, Wohnen und Gesundheit durchaus vorstellen. Analog zu den gesellschaft-
lichen Einsatzfeldern ist die Akzeptanz besonders dann hoch, wenn es um die
Abwendung von Gefahren geht â sei es im Feld der Gesundheit, beim Ein-
brecherschutz oder selbst zur Ăberwachung der Verkehrsregeln.
âą Anwendungsfelder werden in der Tendenz umso negativer bewertet, je mehr
sie den Alltag nicht nur unterstĂŒtzen, sondern gefĂŒhlt die Kontrolle ĂŒber-
nehmen. Werden aber keine als wesentlich empfundenen Handlungsspiel-
rÀume eingeschrÀnkt und ist der Nutzen offensichtlich, ist auch die Akzeptanz
weitestgehend automatischer Steuerung hoch.
âą Viele der Anwendungen in den genannten Lebenswelten (zum Beispiel im
Gesundheitsmonitoring, der Verkehrssteuerung oder auch im âSmart Homeâ)
erfordern eine weitgehende âĂberwachungâ des Einzelnen. In den Antworten
der Befragung lÀsst sich kaum ein klarer Zusammenhang zwischen dem Grad
an Ăberwachung und der Akzeptanz des jeweiligen Angebotes feststellen.
Vielmehr scheint â wiederum in Einklang mit dem Nutzerparadoxon â alleine
der empfundene Nutzen ĂŒber BefĂŒrwortung oder Ablehnung zu entscheiden.
⹠Mit neuen digitalen Lösungen Àndert sich das GeschÀftsmodell der Versicherer
grundlegend. Durch den Einsatz von Sensoren können SchÀden vorhergesehen
und so zunehmend auch vermieden werden (Reduzierung klassischer Risiken).
Auf der anderen Seite scheint es im Hinblick auf die wachsende Bedeutung
der Vernetzung und der steigenden Relevanz von Daten- und Prozesssicher-
heit angezeigt, neu entstehende Kumulrisiken z. B. durch IT-AusfÀlle oder
Hackerangriffe abzusichern sowie fĂŒr dabei entstehende Kosten aufzukommen
(Entstehung neuer Risiken).
âą Ăberhaupt stellt sich die Frage, welche neuen Rollen den Versicherern im Big
Data-Zeitalter zuzuschreiben sind. Wie schon im Zusammenhang mit dem
Datenethikkonzept erwÀhnt, liegt gerade in neuen Rollenbeschreibungen bzw.
Zuschreibungen jenseits der eingefahrenen Routinen womöglich der SchlĂŒs-
sel fĂŒr einen chancenorientierteren Umgang mit Big Data und KĂŒnstlicher
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207