Seite - 196 - in Die Big-Data-Debatte - Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
Bild der Seite - 196 -
Text der Seite - 196 -
197
Dies sind die wichtigsten Ergebnisse im Ăberblick:
⹠Der öffentliche, in den Medien ausgetragene, Diskurs zum Umgang mit
Massendaten (Big Data) ist von ErzÀhlungen dominiert, die um Konflikte und
Kollisionen kreisen und nicht ĂŒber diese hinauskommen. In der Medienana-
lyse sind sie als Varianten des Big Brother-Narratives einzuordnen und haben
ganz ĂŒberwiegend den Charakter von Dystopien.
⹠Diese Dominanz der negativen Narrative ist auch in der Bevölkerungsumfrage
deutlich zu erkennen. Es ĂŒberwiegt eine skeptische bis ablehnende Grundein-
stellung gegenĂŒber Big Data. Risiken sind in den Köpfen der Befragten gegen-
ĂŒber Chancen ĂŒberreprĂ€sentiert. Die Dominanz des Big Brother-Narratives
behindert dementsprechend eine breit getragene VerstĂ€ndigung darĂŒber, wie
sich die Risiken von Big Data beherrschen lassen, ohne die Chancen unan-
gemessen zu reduzieren.
âą Der politische Diskurs ist ganz im Gegensatz zum Mediendiskurs weiterhin
von optimistischen, ja idealistischen Grundannahmen geprÀgt. Tradierte Ideal-
typen wie das AufklĂ€rungsideal des mĂŒndigen BĂŒrgers oder das Menschenbild
des Homo oeconomicus, des rationalen Marktteilnehmers, sind nach wie vor
die basalen Leitbilder von Politik bzw. Gesetzgebung, denen mit geeigneten
MaĂnahmen, nicht zuletzt einer detaillierten Rechtsetzung, Geltung zu ver-
schaffen ist.
âą Das Bild des weitgehend rational denkenden und agierenden BĂŒrgers lĂ€sst
sich jedoch schon lange nicht mehr aufrechterhalten und wird auch in unserer
Studie widerlegt. Bedingungen eines weitgehend rationalen, selbstbestimmten
Handelns sind Wissen, Können sowie ausreichend Motivation, beides auch
einzusetzen. Zwar sind Grundbegriffe der Digitalisierung und der KĂŒnst-
lichen Intelligenz in der Bevölkerung angekommen, und ein GroĂteil fĂŒhlt
sich zumindest in Teilen kompetent. Aber Wissensdefizite bestehen gerade
in den Themen, die die Vernetzung von Daten behandeln und damit den sou-
verÀnen Umgang mit den persönlichen Daten besonders tangieren, z. B. Big
Data, Telematik, Internet of Things und e-Privacy. Die BĂŒrger fĂŒhlen sich â
quer durch alle Bevölkerungsgruppen â aufgrund von KomplexitĂ€t und Markt-
strukturen nur sehr bedingt handlungsfrei oder souverÀn.
⹠AugenfÀllig ist, dass die Mehrheit der Nutzer kaum auf die Furchtappelle der
Big-Brother-Narrationen durch entsprechende VerhaltensÀnderungen reagiert.
Sie blicken einerseits skeptisch auf Big Data, konsumieren ausgiebig dys-
topische Big-Brother-Geschichten und messen dem Datenschutz nach wie vor
hohe Relevanz zu. Andererseits gehen sie sorglos oder fatalistisch mit ihren
Daten um und nehmen angebotene Informations- oder Schutzmöglichkeiten
4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen âŠ
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207