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12 1 Big Data im öffentlichen Diskurs âŠ
möglich und lĂ€sst DurchbrĂŒche in der medizinischen Forschung und der Gesund-
heitsversorgung erwarten. Sensoren und Ăberwachungskameras auf den StraĂen
erheben nicht nur ein individuelles Bewegungsprofil, sie verbessern auch Ver-
kehrsplanung und sorgen fĂŒr weniger Staus.
Als Dual-Use-Technologie kann Big Data sowohl zum Schlechten wie zum
Guten des Menschen, fĂŒr gesellschaftlich akzeptierte und nicht akzeptierte Zwe-
cke, fĂŒr individuelle Profitinteressen genauso wie fĂŒr das Gemeinwohl eingesetzt
werden. Nur in wenigen Bereichen wie etwa bei der Wetterprognose ist der
flÀchendeckende Einsatz von Big Data als nicht ambivalent einzuschÀtzen. Die
Ambivalenz bzw. Janusköpfigkeit von Big Data in seinen Anwendungsmöglich-
keiten spiegelt sich im diffusen öffentlichen Meinungsbild wider.
1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche
EinschÀtzung von Datennutzung erhoben wurde
Zum ersten Mal systematisch erfragte das Institut fĂŒr Demoskopie Allensbach
(2013) die Meinung der Deutschen zu Big Data im Jahr 2013 als Schwerpunkt
fĂŒr den alljĂ€hrlich von ihm erstellten Sicherheitsreport. Die Demoskopen kon-
statierten darin eine âgrundsĂ€tzlich ablehnende Haltungâ (Institut fĂŒr Demo-
skopie Allensbach 2013, S. 15) der Bevölkerung gegenĂŒber dem umfangreichen
Sammeln und Auswerten von persönlichen Daten. 72 % machten sich groĂe
oder etwas Sorgen, dass Unternehmen persönliche Daten missbrauchen, 63 %,
dass der Staat die BĂŒrger zu sehr ĂŒberwacht. Selbst bei Mitgliedern von sozialen
Netzwerken, die einen tendenziell freizĂŒgigeren Umgang mit ihren persönlichen
Daten an den Tag legen, fanden 58 % das umfangreiche Sammeln und Auswerten
von Kundendaten durch Unternehmen nicht in Ordnung. Und 78 % (Mitglieder
von sozialen Netzwerken: 74 %) forderten strengere Vorgaben fĂŒr Unternehmen,
die persönliche Daten ihrer Nutzer sammeln und auswerten.
Etwas differenzierter wurde die Einstellung allerdings, wenn nach konkreten
Anwendungen von Big Data gefragt wurde. Mit deren Hilfe Straftaten aufzu-
klĂ€ren oder den Bedarf an KindergĂ€rten besser planen zu können, fand groĂe
Zustimmung. Ăberwiegend auf Ablehnung stieĂen aber die meisten anderen
Big-Data-Anwendungen wie Erleichterung von EinkĂ€ufen im Internet, PrĂŒ-
fung der KreditwĂŒrdigkeit durch Banken, Hinweise auf BeitrĂ€ge im Internet
oder auf Produkte von Unternehmen. Diese Umfrage war insbesondere des-
wegen aufschlussreich, weil sie in zwei Etappen erfolgte: Der erste Teil fand
statt, als noch wenig von den Snowden-EnthĂŒllungen ĂŒber das Abhörprogramm
des US-Geheimdienstes NSA bekannt war, der zweite Teil, als es ein breites
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207