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42 1 Big Data im öffentlichen Diskurs âŠ
zu gewĂ€hrleisten haben. SchlieĂlich muss der Staat regulierend und sanktionie-
rend immer dann eingreifen, wenn Unternehmen und Institutionen keine techni-
schen und administrativen Möglichkeiten bereitstellen, die dem Einzelnen den
kontrollierten Umgang mit seinen Daten ermöglichen. Ăhnlich sieht das Konzept
der Bertelsmann-Studie die Verteilung der Verantwortung auf diesen drei Ebenen
angesiedelt (Bertelsmann Stiftung 2017). Diese Grundelemente, mit denen der
Begriff der DatensouverĂ€nitĂ€t gefĂŒllt wird, finden sich dann auch in den Ăber-
legungen zur Datenethik wieder, die im folgenden Kapitel skizziert werden.
1.5 Datenethik als neues Paradigma?
Handlungsangebote jenseits der Regulierung
Erstmals ĂŒberhaupt finden sich bereits in einem Koalitionsvertrag ĂuĂerun-
gen zum Potenzial von Big Data und KĂŒnstlicher Intelligenz fĂŒr den Stand-
ort Deutschland. Unter der Ăberschrift âDaten â Rohstoff und sensibles Gutâ
(Bundesregierung 2018) fĂŒhrt der Koalitionsvertrag vom 12. MĂ€rz 2018 auf
knapp 40 Zeilen einige Ziele und geplante MaĂnahmen auf. Am 18. Juli 2018
publizierte die Bundesregierung dann ihren Masterplan zur KĂŒnstlichen Intel-
ligenz (Bundesministerium fĂŒr Bildung und Forschung 2018), in dem sie ange-
sichts der Dominanz der amerikanischen Internetkonzerne und der riesigen
Investitionssummen in China etwas groĂspurig die Absicht bekundete:
âDeutschland soll zum weltweit fĂŒhrenden Standort fĂŒr KI werdenâ (S. 1).
Die Bundesregierung wolle die Forschung, Entwicklung und vor allem die
Anwendung von KĂŒnstlicher Intelligenz fördern. So sollen unter anderem Daten-
bestÀnde der öffentlichen Hand im Sinne einer Open-Data-Strategie nutzbar
gemacht, die Infrastruktur zur Echtzeit-DatenĂŒbertragung ausgebaut, wissen-
schaftlichen Kompetenzzentren die Möglichkeit zur UnternehmensausgrĂŒndung
gegeben und ein Tech-Growth-Fund gegrĂŒndet werden.
Das Zwölf-Seiten-Papier erhielt zwar viel prinzipielle Zustimmung fĂŒr
den guten Willen, den die Bundesregierung damit zeigt, aber auch Kritik. Wie
Deutschland an die Weltspitze vorstoĂen wolle, diese Frage beantworte die
Bundesregierung angesichts eines Etats fĂŒr diesen Bereich in Höhe von geschĂ€tzt
200 Mio. EUR nicht. Frankreich investiere dafĂŒr jĂ€hrlich das Zehnfache, ganz zu
schweigen von den immensen Geldsummen, die die USA und China in Big Data
steckten (Armbruster 2018a). Auch bleibt nach Ansicht von Kritikern die Frage
unbeantwortet, warum Deutschland auf diesem Gebiet in der Forschung zwar
gar nicht mal so schlecht abschneidet, es aber an der praktischen Anwendung
mangelt. So hat ein Wagniskapitalgeber analysiert, dass 40 % der relevanten
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207