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Vom Wettbewerbsrecht zu Open Data?
Vielfach wird ein kartellrechtliches Eingreifen des Staates gegen die Markt-
macht der âInternetgigantenâ diskutiert. Diese Forderung wird von der
Bevölkerung mehrheitlich unterstĂŒtzt. Dabei findet auch das recht neue Modell
âoffener Datenâ, bei dem der Wettbewerbsvorsprung von âMonopolistenâ durch
erzwungenes Data-Sharing beschnitten wird, um Innovation und Wettbewerb zu
stĂ€rken, ebenfalls mehr Zustimmung als Ablehnung â und könnte bei intensiverer
Kommunikation durchaus âmehrheitsfĂ€higâ werden.
3.6.4 âRohstoffâ Daten
Das Konzept der DatensouverÀnitÀt und insbesondere der Datenethik als Alter-
native zu einem engen, regulativen Datenschutzkonzept bedingt in seinem Kern
ein bewusstes AbwĂ€gen der BĂŒrger oder Kunden, fĂŒr welche Gegenleistung
und fĂŒr welche Zweckbestimmung sie ihre Daten freigeben. Gerade auch in
Zusammenhang mit der Eigentumsdiskussion um die Daten könnten das sein
a) der unentgeltliche Tausch der Daten gegen das Nutzenversprechen einer
Anwendung,
b) ein Verkauf der Daten, also das Bereitstellen des âRohstoffsâ der eigenen
Daten gegen VergĂŒtung, sowie
c) die gezielte âSpendeâ, also die kostenfreie Bereitstellung fĂŒr gesellschaftliche
Zwecke.
Letzteres wĂŒrde beispielsweise Anwendungen zur Verbesserung von Verkehrs-
flĂŒssen oder der medizinischen Versorgung ermöglichen, welche derzeit aufgrund
der gesetzlich verankerten Zweckgebundenheit und Datensparsamkeit nur sehr
begrenzt möglich sind (vgl. Kap. 2).
Der Datentausch â also faktisch das âBezahlenâ von Diensten durch die
Bereitstellung von Daten, ist bereits breite gesellschaftliche RealitÀt. Ent-
sprechend wird unsere Frage (die allerdings auch die Bezahlung durch Werbung
miteinschlieĂt) von den Befragten mehrheitlich bejaht oder zumindest nicht
abgelehnt (siehe Tab. 3.20).
In unseren Fragen zu Verkauf und Spende wurde der Datenzugriff bewusst
recht weitgehend formuliert. Im Ergebnis zeigt sich, dass sowohl der Verkauf als
auch die bewusste Spende solch umfassender Daten von einer Mehrheit abgelehnt
wird (siehe Tab. 3.20). Die im Vergleich deutlich höhere Zustimmung zur medizi-
3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ)
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207