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140 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger
3.2 Datenwissen
Voraussetzung eines mĂŒndigen Umgangs mit den eigenen digitalen Daten ist
zuerst einmal eine grundlegende Kenntnis des Themas (zur Relevanz von FĂ€hig-
keit und Motivation fĂŒr ĂŒberlegte Entscheidungen siehe z. B. Petty und Caci-
oppo 1986). Um das Wissen um Big Data und KĂŒnstliche Intelligenz in der
Bevölkerung zu erfassen, wurden eine Liste von Begriffen erstellt und die Inter-
viewpartner befragt, inwieweit sie diese einem Bekannten erklÀren könnten. Die
Stichworte umfassten sowohl Fachbegriffe als auch umgangssprachliche For-
mulierungen zu technischen Grundlagen und deren Anwendungen, zur Gesetz-
gebung und schlieĂlich zu einigen Daten-Skandalen, die in den Medien breite
Aufmerksamkeit erhalten haben.3
Neben dem Wissensstand ist auch die (gefĂŒhlte) Wahlfreiheit eine Bedingung
fĂŒr SouverĂ€nitĂ€t im Umgang mit Daten. Einerseits haben auf der rechtlichen
Seite die EU-Datenschutz-Grundverordnung sowie in Folge das Bundes-
datenschutzgesetz weitgehende Schutz- und VerfĂŒgungsrechte fĂŒr die BĂŒrger
sowie umfassende Zustimmungspflichten installiert. Andererseits schrÀnken
InformationslĂŒcken, die KomplexitĂ€t von DatenschutzerklĂ€rungen, digitale Ăko-
systeme und monopolÀhnliche Marktstrukturen die faktische Handlungsfreiheit in
hohem MaĂe ein.
Wie die Befragungsergebnisse (siehe Abb. 3.2) zeigen, sind wesentliche
Grundbegriffe der Digitalisierung bereits in das Allgemeinwissen eingegangen.
Das betrifft vor allem weitverbreitete Anwendungen (wie GPS-Ortung oder
Cookies) sowie plakative Begriffe aus der öffentlichen Diskussion (wie Selbst-
fahrendes Auto, KĂŒnstliche Intelligenz, aber auch der Name Edward Snow-
den). Bemerkenswert ist, wie schnell auch neue Angebote den Weg in die Köpfe
gefunden haben (wie Smart Home, Smart Watch oder Alexa).
Weitere Begriffe sind zumindest einer Mehrheit bekannt, z. B. aktuelle politi-
sche Themen wie der Facebook-Datenskandal oder die EuropÀische Datenschutz-
grundverordnung, aber auch Termini wie Tracking oder Algorithmus (was nicht
immer auch ein genaueres VerstÀndnis beinhaltet).
3Es liegen bereits eine Reihe aktueller empirischer Studien vor, in denen der Wissensstand
zu Big Data, zu Algorithmen oder zu KĂŒnstlicher Intelligenz erfasst wurde (siehe zum Bei-
spiel Fisher und Petersen 2018, GfK 2018, Marsden 2017, PWC 2017 oder YouGov 2018,
sowie im Ăberblick Kap. 1 in diesem Band). Dabei wird aber in der Regel nur auf einzelne
Begriffe abgezielt, wĂ€hrend hier ein breiter definiertes âdigitales Wissenâ der Bevölkerung
als Voraussetzung souverÀnen Handelns gemessen werden sollte.
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207