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VI Vorwort
steht im Mittelpunkt der vorliegenden Studie, die hypothesenbasiert und auf Basis
unterschiedlicher Methoden durchgefĂŒhrt und in iterativer Arbeitsweise finalisiert
wurde. Um sie zu beantworten, wird in einem ersten Schritt von Susanne Knorre
analysiert, welche Narrative die öffentliche Diskussion dominieren und welche
Schlussfolgerungen sich daraus fĂŒr aktuelle rechtliche und politische Lösungsan-
gebote ergeben. In einem zweiten Schritt zeigen Fred Wagner und Theresa Jost
anhand der Lebensbereiche Wohnen, Gesundheit und MobilitÀt exemplarisch
auf, wie die Chancen der Digitalisierung konkret aussehen und wie sich Smart
Services und datengetriebene GeschÀftsmodelle entwickeln. Letzteres wird mit
bereits real existierenden Angeboten in anderen LĂ€ndern (u. a. USA und China)
sowie am Beispiel der Versicherungen dargestellt. SchlieĂlich ĂŒberprĂŒft Horst
MĂŒller-Peters anhand einer reprĂ€sentativen Erhebung, inwieweit all diese Ăber-
legungen beim BĂŒrger im Netz âangekommenâ sind. Im Schlusskapitel werden
die Ergebnisse und Handlungshinweise fĂŒr Entscheider in Politik und Wirtschaft
zusammengefasst und Big Data in seiner Ambivalenz als BĂŒrgerschreck und
HoffnungstrĂ€ger abschlieĂend bewertet.
ZunÀchst wird deutlich, dass der öffentliche, in den Medien ausgetragene Dis-
kurs zum Umgang mit Big Data von ErzÀhlungen dominiert ist, die um Konflikte
und Kollisionen kreisen und nicht ĂŒber diese hinauskommen. In der Medien-
analyse sind sie als Varianten des âBig-Brotherâ-Narrativs einzuordnen und
haben ganz ĂŒberwiegend den Charakter von Dystopien, also negativer Zukunfts-
szenarien. Es kann angenommen werden, dass allenfalls eine neue, ebenso starke
ErzÀhlung dazu beitragen kann, die geschilderten paradoxen VerhÀltnisse aufzu-
lösen. Es mĂŒssten deshalb andere, weniger dystopische ErzĂ€hlungen konstruiert
werden, die mit neuen Rollenbildern fĂŒr den digitalen BĂŒrger einhergehen. Tat-
sĂ€chlich zeigt sich, dass die BĂŒrger den Mehrwert, den Smart Services ihnen bie-
ten können, durchaus wertschĂ€tzen. Die Grundskepsis gegenĂŒber Big Data kippt,
wenn konkrete, nutzenstiftende Anwendungen genannt werden.
Insgesamt kann die Vorstellung eines Paradigmenwechsels im Umgang mit
Big Data zur Orientierung im öffentlichen Diskurs dienen. Dieser Paradigmen-
wechsel beinhaltet im Kern, den Datenschutz nicht mehr ausschlieĂlich als
Abwehrrecht zu betrachten, sondern ihn in ein aktivierendes Handlungskonzept
zu integrieren. Der BĂŒrger soll in seiner Rolle als Nutzer digitaler Technologien
so unterstĂŒtzt werden, dass er seine Daten gezielt und sicher zu den von ihm
gewĂŒnschten Zwecken weitergeben kann. Das Zielbild sind BĂŒrger als selbst-
bewusste und souverÀne Nutzer, die sich nicht mehr primÀr als Schutzobjekt
verstehen, sondern als Datengeber, Datenspender oder gar DatenhÀndler.
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Title
- Die Big-Data-Debatte
- Subtitle
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Authors
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Publisher
- Springer Gabler
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Size
- 15.3 x 21.6 cm
- Pages
- 220
- Keywords
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Category
- Informatik
Table of contents
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207