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6 1 Big Data im öffentlichen Diskurs âŠ
Folgt man den ĂŒberwiegenden Darstellungen, dann zeichnet sich Big Data durch
vier âVâ aus: Das erste V steht fĂŒr âVolumeâ und besagt, dass mit den exponentiell
wachsenden Analyse- und SpeicherkapazitĂ€ten, die sich dem Mooreâschen Gesetz
zufolge alle 12 bis 24 Monate verdoppeln, auch die weltweit fĂŒr die Analyse zur
VerfĂŒgung stehenden Daten exponentiell zunehmen. Die Computerchips werden
immer leistungsfÀhiger, kleiner und preiswerter, der Grad der Vernetzung nimmt
zu und eine Vielzahl von GerÀten und AlltagsgegenstÀnden ist mit Sensoren aus-
gestattet, die einen kontinuierlichen Datenstrom liefern. Das macht Analysen und
Vorhersagen billiger. Mit dem zunehmenden Datenvolumen in direkter Beziehung
steht das zweite V: âVelocityâ, also die Geschwindigkeit, mit der gigantische
Datenvolumina heute verarbeitet werden können bis hin zur Analyse in Echtzeit.
Das dritte V bedeutet âVarietyâ und bezieht sich auf die Vielfalt der unter-
schiedlichen Datenquellen und Datenformate, die verarbeitet und miteinander
verknĂŒpft werden können, um daraus Erkenntnisse zu gewinnen. Das betrifft
Daten aus den unterschiedlichsten Bereichen, von strukturierten demografischen
Statistiken bis hin zu unstrukturierten Daten in Form von Text-, Audio-, Bild-
und Video-Dateien insbesondere aus den sozialen Netzwerken. Das vierte V
â âVeracityâ fĂŒr ZuverlĂ€ssigkeit â betrifft die Anforderung an die Datenquali-
tĂ€t im Sinne von Richtigkeit und VertrauenswĂŒrdigkeit. Das heiĂt, die mit einer
Big-Data-Analyse erzielten Erkenntnisse sind von der QualitÀt der Daten und
der Analysemethode abhÀngig. Nur mit validen Daten und einem adÀquaten Ver-
arbeitungsverfahren sind vertrauenswĂŒrdige Ergebnisse möglich.
Big Data bezeichnet also die Verarbeitung von Massendaten unterschied-
lichster, auch unstrukturierter, komplexer und sich Àndernder Informationen
mithilfe von Algorithmen und/oder KĂŒnstlicher Intelligenz. Zeichnete sich ein
klassischer Analyseprozess bislang durch das ĂberprĂŒfen von Hypothesen mittels
Datenerhebungen aller Art aus, um daraus Aussagen ĂŒber KausalitĂ€ten zu gewin-
nen, so besteht er nun vor allem darin, den jeweils vorgefundenen Datenstrom
auszubeuten, sprich maschinell nach ZusammenhÀngen zwischen Variablen, d. h.
nach Korrelationen, zu durchforsten.
Unter dem mathematischen Begriff Algorithmus ist eine Rechen- oder Ver-
arbeitungsvorschrift zur Lösung genau definierter Probleme zu verstehen, die von
Maschinen abgearbeitet werden können. Algorithmen in Navigationssystemen
errechnen die schnellste Verbindung zwischen zwei Orten oder verbessern bei
der Textverarbeitung die Rechtschreibung. Aber nicht alle Situationen sind im
Voraus modellartig zu erfassen. FĂŒr das autonome Fahren etwa braucht es ein
System, das lernfÀhig ist und auch in neuen Situationen richtig (intelligent) zu ent-
scheiden weiĂ. Hier ist KĂŒnstliche Intelligenz erforderlich, man braucht lernfĂ€hige
Algorithmen beziehungsweise maschinelles Lernen, um Muster in komplexem
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Title
- Die Big-Data-Debatte
- Subtitle
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Authors
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Publisher
- Springer Gabler
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Size
- 15.3 x 21.6 cm
- Pages
- 220
- Keywords
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Category
- Informatik
Table of contents
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207