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Medienecho gefunden hatte. Obwohl der NSA-Skandal nur staatlichen Miss-
brauch zum Gegenstand hatte, ging die Akzeptanz bei allen Anwendungen â
staatlichen und unternehmerischen â deutlich zurĂŒck, am geringsten aber bei der
AufklÀrung von Straftaten.
Die jĂŒngeren Umfragen zu diesem Thema ergeben ein Ă€hnlich diffuses, oft
sogar widersprĂŒchliches Bild, schwankend zwischen Bejahung und Ablehnung
dieser Technologie und stark abhÀngig von ihrer konkreten Anwendung. Auch
dĂŒrfte die jeweils fĂŒr die Technologie verwendete Terminologie eine Rolle spie-
len. Anders als die Allensbach-Umfrage von 2013 fanden die gröĂeren quantita-
tiven Erhebungen des Jahres 2018 nicht anhand des Begriffs Big Data statt. Sie
behandeln das Thema unter dem positiver konnotierten Begriff âKĂŒnstliche Intel-
ligenzâ oder dem eher technokratisch anmutenden Begriff âAlgorithmusâ.
Ein durchweg positives Stimmungsbild zum Einsatz KĂŒnstlicher Intelligenz
verkĂŒndet der Digitalverband Bitcom (2018a), dessen Institut Bitcom-Research
im Februar 2018 eine reprĂ€sentative Meinungsumfrage unter Deutschen ĂŒber
14 Jahren durchfĂŒhrte. Danach sehen 55 % diese Technologie mehr als Chance,
nur 41 % gewichten die Gefahren höher. Ihr Einsatz erzielt hohe Zustimmungs-
raten in folgenden Bereichen: Prognose von UmweltphÀnomenen (93 %),
BekÀmpfung von FinanzkriminalitÀt (92 %), Vermeidung von Staus (86 %),
FrĂŒherkennung von Krankheiten (81 %), Prognose von Straftaten (61 %), selbst-
fahrende Fahrzeuge (58 %) (Bitkom 2018; Neuerer 2018). Dieses Ergebnis der
Umfrage, die nicht komplett veröffentlicht wurde, verwundert nicht, denn alle
Fragestellungen unterstellten einen konkreten, positiven Nutzen, aber keinen
Missbrauch.
Zu erheblich skeptischeren Ergebnissen kommt eine ebenfalls reprÀsentative
Umfrage der GfK fĂŒr den Bundesverband deutscher Banken vom Juni 2018,
obwohl sie gleichfalls den Terminus KĂŒnstliche Intelligenz verwendet (GfK
2018). Danach kennen 75 % der Deutschen diesen Begriff, aber jeder Vierte hat
davon noch nie gehört. Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Bitkom-Umfrage
verbindet ein GroĂteil der Deutschen damit eher BefĂŒrchtungen (63 %), ledig-
lich 37 % sehen Chancen. Auch können nur 36 % sich vorstellen, die KĂŒnst-
liche-Intelligenz-Anwendung eines selbstfahrenden Autos zu nutzen â rund
20 Prozentpunkte weniger als bei der entsprechenden Bitkom-Umfrage. Das
Fazit dieser Umfrage: Generell ist das Misstrauen in digitalgesteuerte Prozesse
weiterhin groĂ.
Das bestĂ€tigt auch eine neue Umfrage des Instituts fĂŒr Demoskopie Allens-
bach im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung (Fischer und Petersen 2018). Sie ver-
wendet dabei nicht den Begriff âKĂŒnstliche Intelligenzâ, sondern fragt nach dem
Einsatz von Algorithmen, um bei den Befragten nicht den falschen Eindruck zu
1.1 Big Data und Datenschutz im politischen âŠ
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Title
- Die Big-Data-Debatte
- Subtitle
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Authors
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Publisher
- Springer Gabler
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Size
- 15.3 x 21.6 cm
- Pages
- 220
- Keywords
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Category
- Informatik
Table of contents
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207