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Die Big-Data-Debatte - Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
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17 Auf sie trifft zu, was „große ErzĂ€hlungen“ (Gadinger et al. 2014, S. 11) ausmacht, deren WirkmĂ€chtigkeit „schließlich nicht so sehr in ihrer ereignisunabhĂ€ngigen KohĂ€renz, sondern in ihrer UnschĂ€rfe und in ihren inneren Spannungen“ (Gadin- ger et al. 2014, S. 11) liegt. Insofern ist das ‚Big-Brother‘-Bild mehr als nur eine ErzĂ€hlung, es ist zu den „Meta-Narrativen“ (Gadinger et al. 2014, S. 26) zu zĂ€h- len, „die als ĂŒbergeordnete Sinnordnungen Orientierung fĂŒr ‚kleinere‘ ErzĂ€hlun- gen bieten“ (Gadinger et al. 2014, S. 26). Schon in den sechziger und siebziger Jahren wurde Orwells „1984“ in politischen Debatten der USA von Demokraten und Republikanern gleichermaßen genutzt, um ihre Kritik etwa an der Planung des National Data Center, der Datenschutzpolitik, der Watergate-AffĂ€re oder an staatlicher BĂŒrokratie metaphorisch zuzuspitzen (Neuroth 2014). Als 1983 in Deutschland die VolkszĂ€hlung anstand, traf der Roman mit der symbolischen Gestalt des ‚Big Brother‘ den kritischen Zeitgeist der achtziger Jahre, zumal Orwells „1984“ unmittelbar bevorstand. Die Metapher ‚Big Bro- ther is watching you‘ brachte die wachsenden Ängste vor VideoĂŒberwachung im öffentlichen Raum, Rasterfahndung, Abhörwanzen, Datenbanken und Berufs- verboten auf den Punkt. Obwohl das politische System der Bundesrepublik keineswegs mit Orwells Totalitarismus vergleichbar war, wurde das Sprachbild des Big Brother aus dem Roman in dem von Orwell angefĂŒhrten Kontext heraus- gelöst und auf die Bundesrepublik ĂŒbertragen. Es war die Bundesrepublik, die in der Nachfolge des totalitĂ€ren NS-Staates gesehen wurde und wo man glaubte, den AnfĂ€ngen wehren zu mĂŒssen, gemĂ€ĂŸ dem fulminanten Diktum Bertolt Brechts „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“ (Brecht 1981, S. 2000). Zu diesem Klima grundsĂ€tzlichen Misstrauens gegen den Staat, seine Sicherheits- organe und die neuen Möglichkeiten der Datenerfassung trug auch das Buch „Die restlose Erfassung: VolkszĂ€hlen, Identifizieren, Aussondern im Nationalsozialis- mus“ (Aly und Roth 1984) bei. In dieser Studie, die von den Autoren auch mit der Absicht vorgelegt wurde, die geplante VolkszĂ€hlung zu verhindern, weisen diese nach, dass die NS-Vernichtungslager ohne die Erfassung der Daten nicht möglich gewesen wĂ€ren. Hatte Orwells Roman nach den ersten Ausgaben 1949 keine besondere Auf- lagenentwicklung gezeigt, sprang er zwischen 1982 und 1984 auf die Bestseller- liste des „Spiegel“. Das Magazin machte Orwell in der ersten Ausgabe des Jahres 1983 sogar zum Titel: Vom Cover mustert ein Auge streng den Leser, darunter die Titelzeile „Der Orwell-Staat“ (Der Spiegel 1/1983). In der Hausmitteilung schrieb die Chefredaktion: „Die Zukunft, die Orwell mit so nachhaltigem Welt- erfolg aus- und schwarzgemalt hat, diese Zukunft des „Großen Bruders“, des allgegenwĂ€rtigen, alles kontrollierenden Staates, sie hat schon begonnen.“ (Der Spiegel 1/1983) In der Titelgeschichte mit der Headline: „Die neue Welt von 1.2 Von Konflikten und Kollisionen 

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Die Big-Data-Debatte Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
Title
Die Big-Data-Debatte
Subtitle
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
Authors
Susanne Knorre
Horst MĂŒller-Peters
Publisher
Springer Gabler
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-658-27258-6
Size
15.3 x 21.6 cm
Pages
220
Keywords
Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
Category
Informatik

Table of contents

  1. 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
    1. 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
      1. 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Überlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
      2. 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
      3. 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
      4. 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
    2. 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
      1. 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: ‚Big Brother‘ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
      2. 1.2.2 ‚Big Brother‘ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
      3. 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
      4. 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
      5. 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
      6. 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
      7. 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der ‚Frightful 5‘ 26
    3. 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
      1. 1.3.1 Datenschutz im Fokus der Gesetzgebung: Rechtliche Regelungen fĂŒr den Umgang mit personenbezogenen Daten 30
      2. 1.3.2 Kritik von allen Seiten: Daten- und VerbraucherschĂŒtzer versus Innovationstreiber 32
    4. 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
      1. 1.4.1 Von rationaler Ignoranz und anderen Paradoxien: Nutzerverhalten jenseits der Idealtypen 36
        1. 1.4.2 Vom Datenschutz zur DatensouverÀnitÀt: Mit persönlichen Daten eigenverantwortlich umgehen 40
    5. 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
    6. 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
      1. 1.6.1 Propositionen: Wie der öffentliche Diskurs zu Nutzen und Schutz von Daten des souverĂ€nen BĂŒrgers gestaltet werden kann 50
  2. Literatur 55
  3. 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
    1. 2.1 Grundlagen zum Konzept der Lebenswelten 63
      1. 2.1.1 Begriff der Lebenswelten 63
      2. 2.1.2 TatsĂ€chliche Lebenswelten aus Sicht von BĂŒrgern 64
      3. 2.1.3 Big Data und Data Analytics in den Lebenswelten 66
      4. 2.1.4 Smart Services und GeschÀftsmodellentwicklungen in zentralen Lebenswelten 69
    2. 2.2 Lebenswelt Wohnen 73
      1. 2.2.1 Smart Services im Überblick 73
      2. 2.2.2 AusgewÀhlte GeschÀftsmodelle innerhalb der Smart Services 77
      3. 2.2.3 Spannungsfeld Datennutzung und Datenschutz 82
      4. 2.2.4 Rolle der Versicherer 86
    3. 2.3 Lebenswelt Gesundheit 90
      1. 2.3.1 Smart Services im Überblick 90
      2. 2.3.2 AusgewÀhlte GeschÀftsmodelle innerhalb der Smart Services 94
      3. 2.3.3 Spannungsfeld Datennutzung und Datenschutz 100
      4. 2.3.4 Rolle der Versicherer 102
    4. 2.4 Lebenswelt MobilitÀt 105
      1. 2.4.1 Smart Services im Überblick 105
      2. 2.4.2 AusgewÀhlte GeschÀftsmodelle innerhalb der Smart Services 109
      3. 2.4.3 Spannungsfeld Datennutzung und Datenschutz 115
      4. 2.4.4 Rolle der Versicherer 119
    5. 2.5 Utopien und Dystopien 123
      1. 2.5.1 Utopien: Möglichkeiten und gesellschaftlicher Nutzen 123
      2. 2.5.2 Dystopien: Grenzen und gesellschaftliche Risiken . . . . . . . 126 Literatur 130
  4. 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
    1. 3.1 Einleitung 137
    2. 3.2 Datenwissen 140
    3. 3.3 Handlungsfreiheit 143
    4. 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (‚Wollen‘) 146
      1. 3.4.1 FolgeabschÀtzungen 146
      2. 3.4.2 Bewertung von Anwendungsfeldern 154
      3. 3.4.3 Einstellungen zu Datenschutz und Technologien 158
    5. 3.5 Verhalten (‚Handeln‘) 160
      1. 3.5.1 Umfang der Online-Nutzung 160
      2. 3.5.2 Selbst- und FremdeinschÀtzung 162
      3. 3.5.3 Maßnahmen zum Datenschutz 163
    6. 3.6 Datenpolitik und Datenethik (‚Neue Paradigmen‘) 169
      1. 3.6.1 Datenpolitik aus Sicht der Bevölkerung 169
      2. 3.6.2 Fairness als Mindestanforderung an Big Data 170
      3. 3.6.3 Bewertung von Paradigmen in der Datenpolitik 172
      4. 3.6.4 ‚Rohstoff‘ Daten 175
    7. 3.7 Alte und neue Narrative 176
    8. 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
      1. 3.8.1 Anwendungsfelder von Big Data 179
      2. 3.8.2 Akzeptanz neuer Rollen 180
    9. 3.9 Fazit 187
      1. 3.9.1 Wissen – Können – Wollen – Handeln 187
      2. 3.9.2 Neue Paradigmen fĂŒr Politik, Wirtschaft und Gesellschaft? 189
      3. 3.9.3 Rollenwandel fĂŒr die Versicherungswirtschaft? 190
      4. 3.9.4 Conclusio 191
  5. Literatur 191
  6. 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
    1. 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Überblick 196
    2. 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
  7. Die Ergebnisse im Überblick 201
  8. Anhang 207
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