Page - 99 - in Die Big-Data-Debatte - Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
Image of the Page - 99 -
Text of the Page - 99 -
99
möglichen Behandlung unterstĂŒtzt, konzentriert sich Clover auf die prĂ€ventive
Gesundheitsvorsorge, die auf einer softwarebasierten Datenanalyse beruht. Es
können individuell zugeschnittene Informationen bereitgestellt, passende Ărzte
gefunden, die Medikamenteneinnahme ĂŒberprĂŒft werden und vieles mehr.
Auch die individuellere Tarifierung auf Basis der erhobenen Daten stellt
eine Neuheit dar. Die datenbasierte Risikoermittlung fĂŒhrt dazu, dass der Ver-
sicherte in der Krankenversicherung immer nÀher an seinem wirklichen Schaden-
erwartungswert policiert werden kann. Auch dadurch kann sich eine mittelbare
Kostenreduktion ergeben. Beispielsweise wird das individuelle Krankheitsrisiko
aufgrund der Anreizwirkungen fĂŒr eine gesĂŒndere Lebensweise gesenkt, was
sich fĂŒr die Versicherten auch in niedrigeren PrĂ€mien widerspiegeln kann. U. a.
durch die Hilfe bei der Suche nach einem passenden Arzt geben die digitalen
Krankenversicherer ein Transparenzversprechen ab. Ebenfalls werben sie mit
einer Ă€uĂerst transparenten Kosten- und Leistungsdarstellung. Durch die digitalen
Angebote sind eine ortsunabhÀngige Beratung und Betreuung möglich. ZusÀtz-
lich können viele Daten ĂŒber den persönlichen Gesundheitszustand oder eine
vorliegende Krankheit in einem geschĂŒtzten persönlichen Datenfeld eingetragen
werden, wodurch die Integration solcher Self-Service-Optionen stark zur Prozess-
beschleunigung beitrÀgt.
Die Kundensegmente von Oscar und Clover liegen sowohl im B2B- als
auch im B2C- und B2B2C-Bereich. Neben der eigenen Verbindung zu den Ver-
sicherten werden Ărzte, KrankenhĂ€user, Pfleger und weitere Gesundheitsdienst-
leister einbezogen. Als Versicherungskunden werden vor allem digital affine
Menschen mit Gesundheitsbewusstsein angesprochen, die fĂŒr finanzielle und
medizinische Vorteile bereit sind, ihre Daten an den Versicherer zu geben. Da
Clover zum Medicare-Advantage-Programm der USA gehört, stehen die Leistun-
gen nur darin einbezogenen Personen offen.8 Im Jahr 2017 lag die Versicherten-
zahl von Oscar bei etwa 135.000, Clover zÀhlte rund 25.000 Versicherte.
Als Kommunikations- und VertriebskanÀle werden diverse Social Media,
Apps, Chatfunktionen und die Homepages genutzt. Weiterhin wird den Kunden
der Kontakt ĂŒber (Video-) Telefonie oder E-Mail angeboten, und in Blogs wer-
den sie zudem regelmĂ€Ăig mit Informationen versorgt. Auch in der Kunden-
beziehung bietet dieses GeschÀftsmodell einen weiten Spielraum. So ist von
automatisierten Angeboten und Dienstleistungen ĂŒber Selbstbedienungen bis
hin zur persönlichen und auch individuell persönlichen UnterstĂŒtzung, also mit
8Mindestalter 65 Jahre oder Menschen mit terminaler Nierenkrankheit oder bestimmten
Behinderungen.
2.3 Lebenswelt Gesundheit
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Title
- Die Big-Data-Debatte
- Subtitle
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Authors
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Publisher
- Springer Gabler
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Size
- 15.3 x 21.6 cm
- Pages
- 220
- Keywords
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Category
- Informatik
Table of contents
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207