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Daten genutzt und verwertet werden. Neben weiteren ErlaubnistatbestÀnden
beziehen sich die AbsÀtze h und i direkt auf Gesundheitsdaten. In Art. 9, 2h
EU-DSGVO (Verordnung des EuropÀischen Parlaments und des Rates 2016/679
2018) heiĂt es:
Die Verarbeitung ist fĂŒr Zwecke der Gesundheitsvorsorge oder der Arbeitsmedizin,
fĂŒr die Beurteilung der ArbeitsfĂ€higkeit des BeschĂ€ftigten, fĂŒr die medizinische
Diagnostik, die Versorgung oder Behandlung im Gesundheits- oder Sozialbereich
oder fĂŒr die Verwaltung von Systemen und Diensten im Gesundheits- oder Sozial-
bereich auf der Grundlage des Unionsrechts oder des Rechts eines Mitgliedstaats
oder aufgrund eines Vertrags mit einem Angehörigen eines Gesundheitsberufs und
vorbehaltlich der in Absatz 3 genannten Bedingungen und Garantien erforderlich.
Und in Art. 9, 2i EU-DSGVO (Verordnung des EuropÀischen Parlaments und des
Rates 2016/679 2018) steht:
Die Verarbeitung ist aus GrĂŒnden des öffentlichen Interesses im Bereich der
öffentlichen Gesundheit, wie dem Schutz vor schwerwiegenden grenzĂŒber-
schreitenden Gesundheitsgefahren oder zur GewÀhrleistung hoher QualitÀts- und
Sicherheitsstandards bei der Gesundheitsversorgung und bei Arzneimitteln und
Medizinprodukten, auf der Grundlage des Unionsrechts oder des Rechts eines Mit-
gliedstaats, das angemessene und spezifische MaĂnahmen zur Wahrung der Rechte
und Frei-heiten der betroffenen Person, insbesondere des Berufsgeheimnisses, vor-
sieht, erforderlich.
Das hohe Niveau des Datenschutzes von Gesundheitsdaten macht die Durch-
fĂŒhrung einer Datenschutz-FolgeabschĂ€tzung notwendig, was zu einem erhöhten
Aufwand in Einrichtungen des Gesundheitswesens fĂŒhrt und die Datennutzung
erheblich erschwert (Deutsche Gesellschaft fĂŒr QualitĂ€t 2017).
FĂŒr das Individuum hat der ausgeprĂ€gte Datenschutz den Schutz vor Miss-
brauch zum Ziel. Dazu gehört nicht nur der Schutz vor Hackerangriffen auf
Gesundheitsdaten, die inzwischen hĂ€ufig vorkommen (Ărztezeitung 2017).
Auch die Weitergabe an Unternehmen, die die Gesundheitsdaten fĂŒr ver-
schiedene Zwecke verwenden können, wird kritisch gesehen. Die Sorge vor
einer Datenweitergabe und vor Missbrauch ist bei den BĂŒrgern jedoch deutlich
geringer, wenn es um den Arzt geht, der die Daten verarbeitet, speichert und
weitergibt. Laut der Studie âZukunft der Gesundheitsversorgungâ der prono-
vaBKK empfinden es 77 % der Befragten als Vorteil, wenn Daten ĂŒber Diagno-
sen, Behandlungen, Medikamente, Allergien oder Àhnliches zentral gespeichert
sind und sich Haus- und FachĂ€rzte jederzeit einen umfassenden Ăberblick ĂŒber
den Gesundheitszustand eines Patienten verschaffen können. Auch das Durch-
fĂŒhren von Video- oder Onlinebehandlungen sowie per Telefon wĂŒrden 56 % der
2.3 Lebenswelt Gesundheit
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Title
- Die Big-Data-Debatte
- Subtitle
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Authors
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Publisher
- Springer Gabler
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Size
- 15.3 x 21.6 cm
- Pages
- 220
- Keywords
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Category
- Informatik
Table of contents
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207