Page - 203 - in Die Big-Data-Debatte - Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
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204 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! âŠ
möglichen Sanktionen durch den Versicherer zugrunde liegen, sollen durch
den Kunden tatsĂ€chlich zu beeinflussen sein. SchlieĂlich gilt auch in diesem
Zusammenhang wieder: Die persönlichen Vorteile mĂŒssen offensichtlich und
der Datenschutz muss gewÀhrleistet sein.
âą Gerade die Anforderungen der Transparenz und der Nachvollziehbarkeit
stellen jedoch â wie schon ausgefĂŒhrt â im Kontext von Big Data und kĂŒnst-
licher Intelligenz schwer erfĂŒllbare Bedingungen dar. Vor allem selbstlernende
Algorithmen im Rahmen der KĂŒnstlichen Intelligenz sind kaum noch durch-
schaubar, geschweige denn vermittelbar. Hier ist eine Balance zwischen
mathematischer Genauigkeit einerseits und breiter Vermittelbarkeit auf der
anderen Seite anzustreben.
Damit schlieĂt sich der Kreis. Sowohl der beschriebene politische und öko-
nomische Paradigmenwechsel als auch die neuen Rollenzuschreibungen an
nahezu alle Akteure werden umso erfolgreicher sein, je besser es gelingt, sie
mit wirksamen Narrationen bzw. Narrativen zu verbinden, die nicht in Konflik-
ten und Kollisionen hÀngen bleiben und die KomplexitÀt des Themenfelds im
Sinne einer breiten VerstĂ€ndigung sinnvoll reduzieren. Genau fĂŒr diese Konst-
ruktion von gesellschaftspolitisch relevanten ErzÀhlungen eignen sich sowohl
die genannten Ăberlegungen zur Datenethik sowie zur Daten-Infrastruktur als
auch die Betrachtung der konkreten digitalen Lebenswelten grundsÀtzlich gut.
Anwendungen auf Basis von Big Data haben aus technischer Sicht ein hohes
Potenzial, Motive wie Sicherheit, Komfort, Effizienz oder Kontrolle zu bedienen
und somit einen hohen direkten Nutzen fĂŒr die BĂŒrger zu generieren. Positive,
mit Assoziationen aufgeladene Codes könnten diese Seiten von Big Data in der
Vorstellungswelt der Menschen verankern und so helfen, ein etwas balancierteres
Bild der neuen Datenwelt zu schaffen.
Bisher dominiert aber das Big-Brother-Narrativ mit seinen Abwandlungen
die öffentliche Big-Data-Arena, neben dem bisher allenfalls die Vorstellung
vom âForscher und Entwicklerâ sowie vom praktischen âAlltagsassistentenâ eine
zumindest erwÀhnenswerte Statistenrolle einnehmen konnte. Zur gesellschaft-
lichen Konstruktion positiver, sinnstiftender Narrationen, die den Schutz des BĂŒr-
gers vor Datenmissbrauch einerseits und den Nutzen von Big Data andererseits
besser ausbalancieren helfen, ist es also zumindest noch ein weiter Weg.
Table of contents
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207