Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Page - 12 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 12 - in Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie

Image of the Page - 12 -

Image of the Page - 12 - in Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie

Text of the Page - 12 -

12 Kaiserin und Reich: Einleitung Neben dieser Form der vormundschaftlichen Regentschaft gab es weitere Situationen, in denen Fürstinnen bzw. Frauen aus fürstlichen Familien in dynastischen Krisenzeiten im Auftrag von Vater oder Bruder die Regentschaft in einzelnen Territorien und damit abgeleitete Herrschaftsrechte ausübten. Bekannt sind hier beispielsweise die Habsburge- rinnen, die in den Niederlanden über Jahrzehnte das Regiment führten, vor allem im 16. und 17. Jahrhundert14. Regentschaften als durch den Willen eines männlichen Herrschafts- inhabers legitimierte Herrschaft fürstlicher Frauen findet man aber auch in anderen Ter- ritorien, etwa in Bayern ab 1704, als der Kurfürst wegen kriegerischer Verwicklungen das Land verlassen musste – Kurfürstin Therese Kunigunde fungierte in dieser Zeit für einige Monate als Regentin. Als Vertreterinnen ihrer Eheherren agierten zudem immer wieder Reichsgräfinnen, etwa wenn der Mann wegen Kriegsdiensten oder Amtsinhabe längere Zeit die Regierung nicht selbst wahrnehmen konnte15. Auch im Fall der Regierungsunfä- higkeit des Fürsten, wie bei den an Geisteskrankheiten leidenden Herzögen Johann Wil- helm von Jülich-Kleve-Berg oder Friedrich Albrecht von Preußen, konnten deren Gemah- linnen um 1600 mehr oder weniger informell Regentschaftsaufgaben wahrnehmen. Schließlich ist an fürstliche und hochadlige Erbtöchter zu denken, über deren Person Herrschaftswechsel und Personalunionen in Territorien des Reiches legitimiert werden konnten. Das prominenteste Beispiel dafür war sicher die Habsburgerin Maria Theresia, aufgrund der Pragmatischen Sanktion16 Herrscherin aus eigenem Recht in Ungarn, Böh- men und den deutschen Erblanden der Habsburger. De jure hatten Erbtöchter die Herr- schaftsausübung ihrem Ehemann bzw. Sohn zu überlassen; de facto sicherten sich viele von ihnen gerade aus reichsgräflichen Familien aber lebenslang erheblichen Einfluss, wie beispielsweise Anna von Bentheim, die als Erbtochter der Grafschaft Tecklenburg während der Unmündigkeit ihres Sohnes und dann noch weitere zehn Jahre bis zu ihrem Tod 1582 die ererbten Gebiete weitgehend selbständig verwaltete. Bekanntes Beispiel einer solchen Erbtochter ist auch Maria von Jever, die als unverehelichte Fürstin die Herrschaft Jever im 16. Jahrhundert fast 50 Jahre selbständig regierte17. Über die Regelhaftigkeit solcher Fälle im Allgemeinen ebenso wie über die reichspolitische Relevanz und das reichspolitische Han- deln der Vormundinnen, Regentinnen und Erbtöchter wissen wir aber bislang nur wenig. Fürstinnen wie Maria von Jever oder Amalie Elisabeth von Hessen fanden dabei durch- aus in der älteren Forschung Aufmerksamkeit. Typischerweise wurde jedoch das Eintreten 14 Zu ihnen siehe etwa van der Wyhe, Isabella Clara Eugenia; Libert, Dames de Pouvoir; Hertel, Maria Elisabeth. 15 Kägler, Weibliche Regentschaft; Wunder, Regierende Fürstinnen, 44; Arndt, Reichsgrafenkol- legium, 248–256, 265–330. 16 Wunder, Herrschaft, 47; Turba, Pragmatische Sanktion; Vocelka, 1713. 17 Marra, Allianzen des Adels, 26–28; Sander, Maria von Jever. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
back to the  book Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie"
Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Kaiserin