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Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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Die Erzämter 57 In der Reichspublizistik wurde das Amt und seine Verbindung mit den Fürstäbten von Kempten schon seit 1657 angeführt; in diesem Jahr erschien Johann Jakob Speidels „Spe- culum“, in dem neben dem Erzkanzler und dem Erzkaplan erstmals der Erzmarschall ge- nannt wurde. Speidel erwähnte das Amt nur, ohne eine Quelle für sein Wissen anzugeben. Zehn Jahre später zitierte Ahasver von Fritsch203 Speidel und fügte als Beleg einen Hinweis auf Melchior Goldasts „Collectio Constitutionum Imperialium“ an, in der auf Hofämter der Kaiserin seit der Zeit Karls des Großen eingegangen werde. Nach 1683 findet man in der Reichspublizistik dann regelmäßig den Hinweis auf das erwähnte Privileg Kaiser Leopolds I.204 Ein schriftlich fixierbarer Hinweis auf eine mittelalterliche Tradition des Erz- marschallamtes der Kaiserin konnte jedoch nirgendwo angeführt werden. Die schließlich 1748 entstandene „Dissertatio de archimareschallo Augustae Imperatricis“ von Johann Karl König205 versuchte, das Amt systematisch in die Reichsverfassung einzuordnen und damit den Titel zusätzlich zu legitimieren, konnte aber keine Belege für die Existenz des Erzmar- schallamtes vor dem 17. Jahrhundert erbringen. Alle drei Erzämter waren außer mit dem klangvollen Titel und einigen kleineren Privi- legien wie der Befreiung von Taxgebühren der kaiserlichen Kanzlei206 realiter nur mit weni- gen Verpflichtungen verbunden, die sich allesamt auf die Krönung der Kaiserin bezogen. Dabei agierten der Erzmarschall und der Erzkanzler sozusagen parallel: Letzterer hatte die kaiserliche Krone in der Kirche entgegenzunehmen, dann ins kaiserliche Quartier zu bringen und sie während der Krönung jeweils der Kaiserin abzunehmen und aufzusetzen, wenn die Liturgie dies erforderte. Der Erzmarschall überbrachte bzw. reichte Reichsapfel und Szepter. Dadurch partizipierten beide direkt am Krönungszeremoniell und hielten sich in direkter Nähe der zu Krönenden auf. Fulda gelang es 1742 nach der Krönung Kai- serin Maria Amalias, ein Privileg über die direkte Beteiligung an der Krönung (durch das Anlegen der Hand gemeinsam mit den drei geistlichen Kurfürsten) zu erwirken. Dieses wurde allerdings bis zum Untergang des Reiches nicht mehr in Anwendung gebracht207. Auch am feierlichen Zug aus der Kirche zum abschließenden Krönungsmahl und an die- sem selbst nahmen die Amtsinhaber teil. Dem Erzkaplan wäre es vorbehalten gewesen, der Kaiserin das Salböl mit einem Tüchlein abzuwischen, eine Funktion, die aber in der 203 Speidel, Speculum, 679; Fritsch, De Augusta, 42. 204 Beispielsweise Multz, Repraesentatio Maiestatis, 245f., 248; Textor, Jus Publicum, 567–570; Imhof, Notitia Imperii procerum, 146f.; Ludewig, Vollständige Erläuterung, Bd. 2, 639–641; Otto, Dispu- tatio iuri publici, 36, 41f.; Spener, Teutsches Iuris Publici, 253–255; Gundling, Gründlicher Discours, 331f.; Struve, Corpus iuris publici, 565–568, 572–574; Moser, Teutsches Staats-Recht, 217f. 205 König, Dissertatio de archimareschallo. 206 Laube, Erzmarschallamt, 204. 207 Zu den vorausgehenden Konflikten siehe unten 95f., 125–127, 138f., 147–150. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Ăśberblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und KurfĂĽrsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Ăśberblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Ăśberlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. GruĂźbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. FĂĽrbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als FĂĽrsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die BegrĂĽndung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. AbkĂĽrzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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