Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Page - 80 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 80 - in Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie

Image of the Page - 80 -

Image of the Page - 80 - in Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie

Text of the Page - 80 -

80 Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit folgt von einem weiteren Weihegebet73. Danach führten die kurfürstlichen Assistenten sie wieder zum Thron zurück, wo sie bis zur Kommunion neben dem Kaiser verblieb. Im Verlauf der Messe nahm der Fürstabt von Fulda während des Hochgebetes der Kaiserin die Krone ab und setzte sie ihr später wieder auf. Zur Kommunion führte man Kaiser und Kaiserin erneut vor den Altar, wo ein weiteres Gebet über der Kaiserin gesprochen wurde74. Schließlich erhielt sie wie der Kaiser, aber vor diesem, die Ablution, den „Spül-Kelch“, also ein geistliches Element des Abendmahles75. Obwohl es sich dabei keineswegs um den Laienkelch handelte, stellte die Ablution genauso wie die Prostratio ein deutliches Zeichen besonderer sakraler Würde dar. Mit einem Te Deum und dem Zug aus der Kirche endete dann der sakrale Teil der Krönung. Wie beim Kaiser wurde auch bei der Kaiserinnenkrönung mehrfach Salut geschossen von den bewaff- net angetretenen Bürgern der Stadt ebenso wie von den Stadtbefestigungen. Dies geschah zum ersten Mal bei Beginn des Te Deums, zum zweiten Mal beim Verlassen der Kirche und zum dritten bei Beginn des Krönungsmahles. Anzumerken bleibt, dass bei allen Kaiserinnenkrönungen seit 1612 sowohl protestanti- sche wie katholische Reichsstände anwesend waren. Anders als noch bei der Krönung Ma- ximilians II.76 gab es keine Abweichungen vom katholischen Ritus, um Reichsfürstinnen und -fürsten anderer Konfessionen entgegenzukommen. Allerdings nahmen diese – ihre Anwesenheit wird unten für die einzelnen Fälle noch angesprochen – gegebenenfalls ihre Sitzplätze ein, zogen sich während der Messe aber zeitweise zurück77. Da die weltlichen Reichsfürsten bzw. deren Botschafter im Rahmen der Krönung aktiv keine Funktionen auszuüben hatten, war dies ohne Konsequenzen für den Ablauf insgesamt. Abgesehen von den angedeuteten Unsicherheiten in einigen Einzelfragen und kleiner Modifikationen lassen sich zwischen 1612 und 1742 hinsichtlich des engeren Krönungsri- tuals der Kaiserin nur zwei dauerhafte Veränderungen ausmachen. Sie betreffen zum einen die Prostratio: Während die Kaiserin 1612 und 1630 zunächst während der Litanei vor dem Altar kniete, war es seit 1653 üblich, dass sie als Zeichen ihrer Demut gleich vor dem Altar in liegender Stellung verharrte. Damit war der Übergang von der Litanei zur Prostratio 73 Pontificale Romanum 1595, 271f. („Munera quaesumus Dominus …“). Zum Opfer siehe Ru- dolph, Krönung, 331. 74 Pontificale Romanum 1595, 272 („Haec Domine …“). 75 StAN, Rep. 67 Nürnberg, Krönungsakten Nr. 25, fol. 95r (1653): „Nach der communion, da ihr Mt. zu der ablution (wie sie es nennen) ein wenig rothes weins aus einem trinckglas (daran sie dan selb- sten die hand gelegt und unter deß den scepter in den lincken arm gelainet) genossen, wurde über ihre Mt. erstlich, und nachmahln über alle umbstehende der seegen, wie gewöhnlich gesprochen.“ Zu beidem auch Rudolph, Krönung, 326, 332; zum Begriff Höfer/Rechner, Lexikon, Bd. 1, Sp. 55. 76 Dotzauer, Thronerhebung, 15f.; Rudolph, Krönung, 313, 339. 77 Siehe etwa Buagni, Distinto raggvaglio, 4 (für 1690). https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
back to the  book Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie"
Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Kaiserin