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Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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Ritual und Geschlecht 85 Kaiserin nahm nicht am Krönungsmahl ihres Mannes oder Sohnes teil99. Bei der Kaise- rinnenkrönung dagegen traten zahlreiche Damen schon im festlichen Zug zur Kirche in Erscheinung: Reichsfürstinnen trugen die Schleppe der Kaiserin, ihre Obersthofmeisterin assistierte bei der Salbung, Hofdamen und Reichsgräfinnen bildeten das Gefolge im Zug. In der Kirche saßen die adligen Damen des Gefolges meist in unmittelbarer Nähe der Kaiserin; andere nahmen als Zuschauerinnen Plätze auf den Emporen ein. Beim abschlie- ßenden Krönungsmahl wurden eine oder mehrere eigene Tafeln für die Damen reichs- fürstlicher bzw. reichsgräflicher Abkunft, aber auch für Hoffräulein und Ehefrauen hoher Amtsträger vorgesehen. Dies verstärkte eine geschlechtsspezifische Prägung des Rituals, die jedoch über die optische Anwesenheit von Frauen hinausging: Krönungen von Kai- serinnen und Königinnen beinhalteten damit immer die performative Aufführung eines Raumes weiblicher Herrschaftsteilhabe. Anzumerken bleibt, dass dieser Bezug sich zwischen 1612 und 1742 sichtlich ab- schwächte. Zwar war man immer bestrebt, ein möglichst umfangreiches und hochrangiges weibliches Gefolge für die Coronata in den Krönungszug einzubinden, aber der Erfolg dieser Bemühungen war sehr unterschiedlich. Waren 1612 noch mindestens fünf Reichs- fürstinnen, acht Prinzessinnen und zehn Reichsgräfinnen anwesend, konnten 1742 gerade einmal sechs Reichsgräfinnen aufgeboten werden100. Auch 1630 und 1637 dürften im We- sentlichen Damen des kaiserlichen Hofes das Gefolge im Zug gebildet haben, wie etwa die Namen der Schleppenträgerinnen101 nahelegen. Nicht zuletzt der Präzedenzstreit im Vorfeld der Krönung von 1653 wird dazu geführt haben, dass die performative Darstellung der Beziehung zwischen Kaiserin und Reichsfürstinnen bzw. Reichsgräfinnen im Gefolge bei den beiden letzten Krönungen keine große Rolle mehr spielte. Insgesamt ist deutlich, dass in der Krönung der Kaiserin als Ritualsequenz sehr wohl Herrschaft sakralisiert wurde. Kaiser und Kaiserin wurden in der Abfolge von rituellen Handlungen als Paar dargestellt, dessen gemeinsame Distinktion durch Sakralisierung ge- schah. Insofern war sie einer der Momente, in denen das Herrscherpaar als Arbeitspaar102, das auf jeweils spezifische Weise an Herrschaftsausübung beteiligt war, ins Bewusstsein ge- hoben wurde. Die Kaiserin wurde gerade im Krönungsritual als Teil des „body politic“ des Herrschers inszeniert und damit – freilich in signifikanter Abstufung – als zur Herrschafts- ausübung befähigt kommuniziert. Dadurch, dass der Kaiser bzw. König die Krönung seiner 99 Zur rituellen Bedeutung des Krönungsmahls siehe Stollberg-Rilinger, Ritual, 105; zum Krö- nungsmahl in Frankfurt etwa Wanger, Kaiserwahl, 129f. 100 Furier-Zettul 1612, unpag.; Vollständiges Diarium, 14f. 101 Diese werden in der folgenden chronologischen Darstellung jeweils erwähnt. 102 Wunder, Er ist die Sonn‘, 90–117; Keller, Frauen und dynastische Herrschaft, 20f.; Stollberg- Rilinger, Ritual, 102. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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