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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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90 Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit „Vnd ob wir wol vnß nicht zuerindern gewust, das in vielen vndencklichen jahren eine Rom. Konigin im Heyligen Reich gecronet worden, jedoch dieweil wir vnß deßwegen auch weder auß der Guldenen Bullen oder and[er]n deß Heyligen Reichs verfaßung einiger pro- hibition zu berichten gehabt, so geben ihrer konnig. Maytt. wir auch mit ebenmeßiger wolmeinender gluckwuntschung gehorsamlich heim, waß derselbigen diß fals zuuerordnen gefallen wurden, Beuorab dieweil vnß souil diese erklerung dabey geschehen, das dieser crohnung nhur zu meherer wurdigung ihre kon. Maytt. koniglichen gemahlin gemeint vnd es vnß vnd vnß[er]n nachkommenen Churfürsten im Reich ohne nachtheil, vnd ahn der frey habenden wahl zu begebenen fällen, welche der getrewe Got lang verhueten wolle, ohne hinderlich vnd ohnp[rae]judicirlich sein soll, Ob wir dan auch darfur gehalten, das solche baide crohnungen vno actu vnd vff einen tag geschehen mogen, ist doch solches vmb bequemerer vffwartung willen gemeint gewesen vnd pleibt billich bey dem, wie es ihre kon. Maytt. ihrer besserer gelegenheit nach damit verordnen.“118 Obwohl die Kurfürsten am Ende auf die Ausfertigung dieses Schreibens verzichteten, weil die Krönung bei der nächsten Zusammenkunft schon vorüber war und die Goldene Bulle doch klare Regelungen enthalte119, zeigt es die Eckpunkte einer Einordnung der Krönung Kaiserin Annas aus kurfürstlicher Sicht auf: Sie erfolgte als eine Würdigung der Kaiserin, stellte aber keine Neuerung120 dar, sondern war von der Goldenen Bulle gedeckt, obwohl sie dort nicht ausdrücklich erwähnt wurde. Aus der Krönung resultierten keine Beeinträchti- gungen der freien Wahl – ein Punkt, der von den Kurfürsten schon im Vorfeld der Kaiser- wahl von 1612 in verschiedenen Kontexten geradezu inflationär argumentiert worden war121 und für das höchste Recht und die Basis der Dignität der Kurfürsten stand. Dass Kaiser Matthias bereitwillig auf die kurfürstliche Amtswaltung bei der kaiserlichen Tafel nach der Kaiserinnenkrönung verzichtete, wurde sicher als kaiserliches Entgegenkommen gewertet. Allerdings setzte die kaiserliche Seite ihren Wunsch nach einer getrennten Krönung von Kaiser und Kaiserin gegen die deutlich geäußerte Meinung der Kurfürsten durch. Für die Krönung von 1630 konnte bislang noch kein Protokoll einer Zusammenkunft des Kurfürstenkollegiums gefunden werden, in der sich das Gremium mit dem Vorhaben beschäftigte122. Auch die ausführlichen Zusammenfassungen der Verhandlungen von Die- 118 HHStA, MEA WuK 11, fol. 261r–262r. 119 Ebenda, siehe aber auch BayHStA, Kurpfalz, Kasten blau 97, Nr.3, S. 130, 288r–289r; GStA PK, I.HA GR, Rep. 12, Nr. 47, Bd. 2, fol. 201r–202r. 120 So ausdrücklich auch GStA PK, I.HA GR, Rep. 12, Nr. 47, Bd. 2, fol. 99r. 121 Gotthard, Säulen des Reiches, 485f. 122 Keine Hinweise enthalten HStAD, Loc. 07396/04 und 05 (Protokoll auf dem Kurfürstentag zu Regensburg 1630); NLAW 1 Alt 1 A, Fb. 1 Nr. 60 (Kurfürstentag in Regensburg betr. 1630) und GStA PK, I.HA GR, Rep. 12, Nr. 157 (Diarium des brandenburgischen Kanzlers Sigismund von Götze 1630). https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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