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Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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124 Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit Ein weiterer Grund für die ungewöhnlich frühzeitige Ankündigung war der Umstand, dass die Kaiserin sich nach der Geburt ihres zweiten Kindes am 21. Mai 1653 noch bis An- fang Juli im Kindbett befand, und vor ihrer Aussegnung war eine Krönung unmöglich. Deshalb fürchteten die kaiserlichen Räte, die anwesenden Fürsten, vor allem die Kurfürs- ten, könnten vorher abreisen – eine Befürchtung, die auch eintraf, obwohl man gehofft hatte, dies eben durch die Ankündigung vermeiden zu können242. Die Kurfürsten von Trier und von Köln sowie der Kurfürst von der Pfalz mit seiner Gemahlin verließen Regens- burg schon vor der Kaiserinnenkrönung, so dass wie befürchtet deren „splendor“ deut- lich beeinträchtigt war. Zwar nahm schließlich neben dem Kaiser der im Juni gewählte Ferdinand IV. und damit ein zweites gekröntes Haupt teil, was etwa Gelegenheit gab, beim Krönungsmahl drei Kronen neben dem kaiserlichen Tisch aufzustellen: „die beede kayßerliche cronen wurden [beim Mahl] uff ein nebentischlein zur rechten: die römisch königliche, welche ihr Mast. ad imitationem & similitudinem coronae carolinae, aber mit herrlichen edlen gestainen machen lasßen, zur lincken der tafel, uff ein dergleichen tischlein und sammeten küssen beygesezt.“243 Außer dem Kurfürsten von Mainz fehlten allerdings alle Kurfürsten, was nicht zuletzt auch zu Veränderungen hinsichtlich der beim Krönungsakt in Erscheinung tretenden geistlichen Assistenten des Konsekrators führte, auf die gleich zurückzukommen sein wird. Anwesend waren neben den kurfürstlichen Gesandten zahlreiche Reichsfürsten mit ihren Gemahlinnen sowie Reichsgrafen und Reichsgräfinnen: der Pfalzgraf von Simmern mit Gemahlin und Tochter, der Pfalzgraf von Neuburg, der Herzog von Württemberg mit Gemahlin, Tochter und Schwester, der Landgraf von Hessen-Darmstadt mit Gemahlin und Tochter, der Markgraf von Baden-Baden mit Gemahlin und Tochter, der Herzog von Sachsen-Lauenburg, der Markgraf von Baden-Durlach, zwei junge Herren von Baden- Durlach, ein junger Landgraf von Hessen-Darmstadt sowie die Bischöfe von Speyer, Pa- derborn, Regensburg und Münster, die Fürstäbte von Fulda und Stablo244 usw. Damit war die reichsfürstliche Präsenz bei der Kaiserinnenkrönung 1653 so groß wie vorher nur 1612. Im Vorfeld des in Aussicht genommenen Termins wurden neben dem angesproche- nen Krönungsstreit jedoch noch weitere zeremonielle Konflikte bzw. Unstimmigkeiten ausgetragen, von denen zwei besonderes Gewicht hatten. Der eine stand im Zusammen- hang mit der Rolle des Fürstabtes von Fulda, der andere mit dem zeremoniellen Rang der kaiserlichen Obersthofmeisterin. Beide trugen dazu bei, dass die Krönung schließlich auf Anfang August verschoben werden musste, und vor allem letzterer zog erhebliche Auf- 242 HHStA, ZP 1, S. 296–298. 243 StAN, Rep. 67 Nürnberg, Krönungsakten Nr. 25, fol. 98r. 244 HHStA, ÄZA, Nr. 4/9; ebenda, ZP 1, S. 328; eine Auflistung der Damen siehe auch BayHStA, Kurbayern, Äußeres Archiv 3093, fol. 44r, undat. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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