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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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220 Kaiserinnen in den Medien dieses wohl Konjunkturen hinsichtlich der Position des Kaisers im Heiligen Römischen Reich ab. Wenn die Ereignisse von 1612 und 1690 so signifikant stärker „sichtbar“ gemacht wurden, dann korrespondierte das mit der politischen Situation im Reich – im einen Fall mit dem Neuanfang nach dem Tod Rudolfs II. und den konfessionellen Spannungen, was die Rolle der Kurfürsten deutlicher hervortreten ließ, im anderen Fall mit der wiederge- fundenen Nähe von Kaiser und Reich angesichts äußerer Bedrohungen und militärischer Erfolge der kaiserlichen Seite. Eine Rolle für die mediale Repräsentanz von Kaiserinnen- krönungen dürfte nicht zuletzt der Krönungsort spielen246, denn in Frankfurt am Main und Augsburg war angesichts eines ausgeprägten Mediengewerbes die Berichterstattung zweifellos schneller und umfassender möglich als in Regensburg. Die Krönungssequenz selbst wurde dabei nahezu ausschließlich in einer speziellen Bild- perspektive dargestellt, die weitgehende Parallelen für Kaiser und Kaiserin aufwies. Der Moment der Übergabe der Krone, in dem der bzw. die zu Krönende vor dem Konsekrator kniete, gab offenbar im Bildrepertoire die Essenz des Aktes am besten wieder und eignete sich damit zur Pars-pro-toto-Darstellung in der Flugpublizistik247. Erst später ergänzten Darstellungen von Krönungsmahl und Krönungszug die Kernszene. Deshalb griff nicht nur die für breitere Kreise gedachte Bildpublizistik, sondern auch der mit der Ausgestal- tung des kurpfälzischen Audienzgemachs beauftragte Maler auf eben diesen Teil des Ri- tuals zurück. Dessen dominante Darstellung als strikt geordnetes Geschehen im Kirchen- raum entsprach zwar keineswegs immer dem tatsächlichen Ablauf, wie die Beschreibung der einzelnen Krönungen gezeigt hat. Dominant blieb aber in der Darstellung durch die Bildpublizistik die Ordnungsleistung und die Wiedererkennbarkeit des Rituals – von einer Emotionalisierung der Wahrnehmung kann im Gegensatz zu anderen Sujets aktueller Be- richterstattung nicht die Rede sein248. Einen Unterschied in der medialen Wiedergabe zwischen der „männlichen“ und der „weiblichen“ Krönung im Reich stellte die Produktion von Mehrfelddarstellungen dar, in denen einzelne Schritte des Rituals als Bildfolge erschienen. Noch 1612 bildete die Krö- nung Annas von Tirol ein Element in der entsprechenden Darstellung; später erschien die Krönung der Kaiserin dort nicht mehr, und sie fand auch keine eigenständige Abbildung in dieser spezifischen Form. Sowohl für den Kaiser wie für die Kaiserin gilt dagegen, dass die Krönung im Heiligen Römischen Reich nur in Ausnahmefällen Gegenstand des höfi- schen Mediums der Malerei wurde: Nach dem Porträt von Kaiserin Anna als Gekrönte gab es erst für 1742 wieder ein Krönungsporträt der Kaiserin249. Das idealisierende Ereignisbild 246 Rudolph, Reich als Ereignis, 345. 247 Telesko, Meta-Medien, 82; Schilling, Modellierung, 128. 248 Rudolph, Reich als Ereignis, 409; Tschopp, Rhetorik, 98f.; Krüger, Bilder als Medien, 322f. 249 Zu Kaiserin Anna siehe Abb. 24; das Krönungsporträt von Maria Amalia stammt von Georges https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Ăśberblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und KurfĂĽrsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Ăśberblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Ăśberlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. GruĂźbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. FĂĽrbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als FĂĽrsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die BegrĂĽndung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. AbkĂĽrzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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