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Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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Wie gedenkt man einer Kaiserin? 235 Dieser fiktive Dialog zwischen Kaiserin Eleonora Magdalena und Königin Marie The- rese von Frankreich, der verstorbenen Frau Ludwigs XIV.300, nutzte teilweise wörtlich Pas- sagen aus Wagners Schrift. Für Fassmanns sehr beliebte historisch-politische Zeitschrift der „Totengespräche“, die zwischen 1718 und 1739 in Leipzig erschien, ist bekannt, dass sie jeweils etwa in 3.000 Exemplaren gedruckt wurde301. Sie erreichte mit ihrem Unter- haltungs- und Bildungsanspruch also quantitativ wie sozial, vor allem aber konfessionell deutlich breitere Rezipientengruppen, als die rein religiösen Gedenkpredigten. Ungeach- tet dieser differenten Zielgruppen setzten die im protestantischen Leipzig erschienenen Texte, also Fassmanns Dialog ebenso wie die wahrscheinlich vom bekannten Publizisten Christian Gottlieb Jöcher verfasste Rezension in den „Acta Eruditorum“, ganz ähnliche Schwerpunkte in Bezug auf das Bild der Kaiserin wie die von katholischen Ordensleuten und Predigern verfassten Texte302. So wurde in der Rezension gleich eingangs angesprochen, dass der Verfasser der Schrift „Leben und Tugenden Eleonorae Magdalenae Theresiae, Römischen Käyserin“303 für Eleo- nora Magdalena eine „Lob-Rede ihrer ausnehmenden Gottseeligkeit“ publiziert habe. Dies sei umso gerechtfertigter, als „der unsträfliche Wandel dieser Fürstin ... ihr schon für dem Tode eine allgemeine Hochachtung von gantz Europa zu wege“ gebracht habe304. Auch in seiner Zusammenfassung des Inhaltes konzentrierte sich der Rezensent ganz auf den tugendhaften und gottgefälligen Lebenswandel der verstorbenen Kaiserin. Gleiches gilt für die fiktiven Aussagen der Kaiserin in Fassmanns Dialog. Auch hier wurde in erster Linie der tugendhafte Lebenswandel der Kaiserin selbst beschrieben sowie die große Vertrautheit und Nähe zwischen ihr und ihrem Gemahl Leopold I. Die Darstellung des Verhältnisses beider erfolgte wohl dezidiert als Gegenbild zur Ehe Marie Thereses von Frankreich. Ganz ähnliche Schwerpunkte setzten die Leichenpredigten und Gedenkreden: Zwar folgten viele nicht einem chronologischen Prinzip wie die Biographie Wagners, sondern strukturierten ihre Erzählung entsprechend der als Motto gewählten Bibelstellen. Der Prior des Prämonstratenserstiftes Hradisch in Mähren etwa nahm Bezug auf den Spruch „Nemo autem lucernam accendit et in abscondito ponit” (Lukas 11,33) und überschrieb seine Predigt deshalb mit „Lucerna abscondita”. Zudem handelte es sich meist um eine Argumentation in drei Teilen entsprechend der drei im Zuge der Exequien zu haltenden 300 Fassmanns erster, 1718 publizierter Dialog hatte die Ehemänner der beiden Damen im Gespräch dargestellt. Unter den Dialogen gibt es zahlreiche, die zwischen Damen geführt wurden. 301 Suitner, Totengespräche, 34, erwähnt für eines der 240 Totengespräche sogar 15.000 Exemplare. 302 Für Habsburgerinnen siehe auch Gans, Frawen-Zimmer; van der Horst, Tugendten. 303 Die Zuschreibung an Franz Wagner erfolgte offenbar erst nachträglich; die Erstausgaben enthalten seinen Namen nicht, sondern die Widmung an Karl VI. ist nur von einem „Kaplan“ des Kaisers unterzeichnet. 304 [Jöcher], Deutsche Acta Eruditorum 1722, 293. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Ăśberblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und KurfĂĽrsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Ăśberblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Ăśberlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. GruĂźbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. FĂĽrbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als FĂĽrsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die BegrĂĽndung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. AbkĂĽrzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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