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Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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250 Handlungsfelder Audienzen zu geben war jedoch wichtiger Bestandteil der repräsentativen Aufgaben einer Kaiserin, und diese wurden ebenso zum Schauplatz von Rangkonflikten wie die von Fürs- ten und die des Kaisers selbst. Das Geben von Audienzen in den verschiedenen Abstufungen war zugleich ein wichti- ges Element der Einbindung der Person der Kaiserin wie ihres Hofstaates in das höfische Kommunikationsnetz. Erkennbar ist, dass Zugangsregelungen für Kaiserinnen und kai- serliche Kinder strikter gehandhabt wurden als beim regierenden Kaiser21 und dass wohl nicht zuletzt aufgrund von geschlechtsspezifischen Verhaltensnormen eine stärkere Ab- schirmung praktiziert wurde. Die Zugangsunterbrechungen vor allem während des Kind- betts waren sicher ausgedehnt, aber wegen der lückenhaften Überlieferung stellt es sich als schwierig dar, das Ausmaß der Aktivitäten von Kaiserinnen in dieser Hinsicht genau zu be- stimmen. Unzweifelhaft gaben aber Kaiserinnen wie andere Fürstinnen eine Vielzahl von Audienzen, und es würde in die Irre führen, einseitig die mit normativen Geschlechter- differenzen verbundenen Abgrenzungen des Frauenzimmers zu betonen. Vielmehr macht die Regelhaftigkeit von Audienzen sowohl von Reichsfürsten wie von diplomatischen Ver- tretern europäischer Mächte bei Kaiser und Kaiserin greifbar, dass beide gemeinsam als Herrscherpaar die Dynastie repräsentierten. Kaiserinnen gaben dabei in Wien sowohl diplomatischen Vertretern verschiedener euro- päischer Mächte wie gegebenenfalls deren Ehefrauen Audienzen, die letzteren dann die Möglichkeit des regelmäßigen Erscheinens bei der Kaiserin eröffneten22. Diese Einbindung in das Geflecht europäischer Diplomatie soll hier nicht weiter erörtert werden; hingewiesen sei nur auf eine für diese Untersuchung relevante Beobachtung hinsichtlich der Audienzen russischer Gesandtschaften. Deren Status war in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts offenbar umstritten bzw. differierte von dem anderer europäischer Mächte. Dies zeigte sich nicht zuletzt darin, dass die Kaiserin russischen Botschaftern nicht regelmäßig Audienz erteilte23. Interessanterweise übernahm dabei aber 1674 und 1687, als solche Begegnungen stattfanden, dann der jeweilige Reichsvizekanzler eine Vermittlerrolle, indem er anstelle des Obersthofmeisters der Kaiserin bei der Audienz anwesend war und die Kommunikation zwischen Gesandtem und Kaiserin über einen Dolmetscher vermittelte. Dieses Auftreten lässt sich so interpretieren, dass die Kaiserin hier deutlicher als Repräsentantin des Reiches 21 Hengerer, Kaiserhof, 266f.; zur Abgrenzung des Frauenzimmers Keller, Hofdamen, 93–95. 22 Zum Zeremoniell der Audienz kurz Karner, Wiener Hofburg, 521f.; für die Botschafterinnen siehe beispielsweise https://kaiserin.hypotheses.org/154 [30.12.2020]; zum Tafeldienst der Bot- schafterin im 18. Jahrhundert: HHStA, ZP 17, fol. 22r/v, 30.03.1739. 23 HHStA, ÄZA 8, fol. 160r–162r, 1667; ZP 3, fol. 14v-15r, 10.01.1675; ÄZA 15, unpag., 5.05.1687. Als Peter I. 1698 mit der „Großen Gesandtschaft“ inkognito in Wien weilte, hatte er zwar lediglich eine informelle Begegnung mit der Kaiserin – auch bei dieser war aber der Reichsvizekanzler an- wesend, siehe HHStA, ZP 5, fol. 424r–425v, 4.07.1698. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Ăśberblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und KurfĂĽrsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Ăśberblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Ăśberlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. GruĂźbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. FĂĽrbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als FĂĽrsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die BegrĂĽndung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. AbkĂĽrzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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