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Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 251 gegenüber einer fremden Macht inszeniert wurde als in anderen Fällen. Erst im 18. Jahr- hundert scheint sich das diplomatische Zeremoniell in Bezug auf Russland angeglichen zuhaben; nun waren es nur noch die osmanischen und die tatarischen Gesandten24, die keine Audienzen bei Kaiserin, Kaiserin-Witwe und anderen Familienmitgliedern erhielten. Hinsichtlich der Anordnungen zum Ablauf der Audienzen von Kur- oder Reichsfürs- ten, für die das Zeremoniell des kaiserlichen Hofes europaweit maßgebend war25, ent- sprachen die Festlegungen für die Kaiserin weitgehend denen auf Seiten des Kaisers; sie wurden gegebenenfalls von den jeweiligen Obersthofmeistern akkordiert26. Unabdingbar war eine Audienz beim Kaiser wie bei der Kaiserin dabei für alle Reichsfürsten, die bei einem der Aufenthalte im Reich bei Hof erschienen bzw. selbst nach Wien reisten. Fürs- tinnen dagegen, sowohl Kurfürstinnen wie andere Reichsfürstinnen, hatten ausschließlich bei der Kaiserin zu einer Antrittsaudienz zu erscheinen. Damit spielten diese Audienzen eine besondere Rolle für die Einbindung dieser Fürstinnen in die höfische Gesellschaft des Reiches, die ja eben keine rein männliche war, obwohl der zeremonielle Rang eines Herr- scherpaares jeweils über den des Fürsten bestimmt wurde. Eine vollständige Übersicht zu Frequenz und Anzahl solcher direkten Kontakte zwi- schen Fürsten bzw. Fürstinnen des Heiligen Römischen Reiches und Kaiserinnen bzw. Kaiserin-Witwen kann hier nicht gegeben werden, da die Aufzeichnungen darüber unvoll- ständig sind, auch in der Zeit nach dem Einsetzen der Wiener Zeremonialprotokolle im Jahr 1652. Dort sind zwar etliche derartige Besuche vermerkt, aber die Protokolle haben keinen chronikalischen Charakter, sondern dokumentieren im Wesentlichen nur Einzel- fälle, denen man längerfristige zeremonielle Bedeutung beimaß27. Sporadische Belege zu Begegnungen zwischen Kaiserin und Reichsfürstinnen finden sich jedoch in großer zeit- licher Breite, zieht man andere Quellen hinzu: So hielt beispielsweise die Chronik des Hans Habersack zur Wahl und Krönung Maxi- milians II. 156228 wechselseitige Bankette und Besuche zwischen den anwesenden fürst- 24 Pečar, Ökonomie der Ehre, 215f. 25 Die Kurfürsten des Reiches stellten ein spezifisches Problem im diplomatischen Zeremoniell dar, weil sie mit ihrem Anspruch auf königlichen Rang im diplomatischen Zeremoniell der Botschafter wie im Zusammentreffen mit anderen Reichsfürsten und Amtsträgern des Wiener Hofes zahllose zeremonielle Probleme verursachten. Siehe dazu Auer, Diplomatisches Zeremoniell, 51; Pečar, Ökonomie der Ehre, 210, 219, 221f.; Rohr, Ceremoniel-Wissenschaft, 375f. 26 So die Instruktion des Obersthofmeisters der Kaiserin von 1651 bzw. 1655, siehe Wührer/ Scheutz, Zu Diensten, 695; für 1631 erwähnt die Instruktion nur den Nuntius und Gesandte sowie allge- mein „cavallieri“, siehe Keller, Hofdamen, 226. 27 Hengerer, Zeremonialprotokolle, 78–81; Atzmannsdorfer et al., Much of the same, 249–251. 28 Edelmayer et al., Krönung, 130, 132, 134, 140, 144, 146, 155, 162, 170, 177; Rudolph, Reich als Er- eignis, 194. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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