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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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262 Handlungsfelder sich abzeichnet, dass es 1612, als erstmals nach fast vierzig Jahren wieder eine Kaiserin nach Frankfurt reiste, doch einige Unklarheiten über den Umgang mit ihr im innerreichischen Zeremoniell gab. So erschienen die Gesandten des Abtes von Fulda, also des Erzkanzlers der Kaiserin, 1612 in Frankfurt am Main und mussten sich erst von deren Obersthofmeis- ter darüber belehren lassen, dass sie zunächst beim Kaiser um eine Audienz nachzusuchen hätten, denn „wann gesandten zugleich beim Kayßer, vnd der Kayßerin werbunge zuthun, so pflege die Kayßerin dem Kayser nicht vorzugreiffen, vnd höre sie nicht, sie seyen dann zuuor vom Kayser gehört.“73 Erst nachdem sie diese erhalten hatten, war Kaiserin Anna bereit, sich das Kompliment des Fürstabtes vortragen zu lassen. Mit dieser Unkenntnis waren sie keine Ausnahme; selbst Landgraf Moritz von Hessen- Kassel hielt 1612 in der Instruktion für seinen Gesandten Otto Wilhelm von Berlepsch fest, es schicke sich vermutlich, auch bei der Königin vorzusprechen. Dafür solle er sich aber auf die Anleitung der königlichen Amtsträger verlassen, denn in Kassel wisse man nicht, was dafür üblich wäre74. In der pfalz-neuburgischen Kanzlei war man sich bezüglich der Titulatur der Kaiserin im Unklaren und ließ deshalb in den alten Akten nachschauen75. Und 1613 mussten die kursächsischen Gesandten zum Reichstag in Dresden anmahnen, dass alle „fürnembsten reichsstände“ ihre Räte und Gesandten bei der Kaiserin vorspre- chen ließen, um ihr zu ihrer glücklichen Ankunft Komplimente zu übermitteln. Sie jedoch seien dafür nicht instruiert worden und bäten nun um ein kurfürstliches Kreditiv, also ein Beglaubigungsschreiben, an die Kaiserin, damit sie sich ebenfalls bei ihr anmelden könn- ten76. Dieses wurde auch umgehend übermittelt. Wie man sich eine solche Audienz vorstellen muss, zeigt ein in Dresden erhaltener Bericht vom Reichstag 164077: Nachdem sie am Tag zuvor die Kreditive von Kurfürst Johann Georg I. und seiner Gemahlin Magdalena Sybilla dem Obersthofmeister Franz Christoph Khevenhüller vorgelegt hatten, erhielten die kursächsischen Gesandten in Re- gensburg am 23. November Audienz bei Kaiserin Maria Anna. Der Obersthofmeister ge- leitete sie ins Audienzzimmer, in dem die beiden Hofmeisterinnen und etliche Hoffräulein in einer Reihe von der Tür bis zum Stuhl der Kaiserin standen. Die Gesandten näherten ben Heinrichs von Friesen an die Kaiserin und seine Audienz bei Kaiserin 1653 zur Illustration ihres Ranges gegenüber Reichsfürsten. Für 1689/90 siehe HHStA, ZP 4, fol. 436r, 11.12.1689, fol. 452v–453r, 9.01.1690. Für 1612, 1613 und 1640 die folgenden Anmerkungen. 73 HLAM, 90 Nr. a 320 I, fol. 95r/v, 97v. 74 HLAM, 4 e Nr. 3, 1.05.1612, unpag. 75 BayHStA, Kurpfalz, Kasten blau 337 Nr. 18, unpag. 23.06.1612. 76 HStAD, Geheimer Rat, Loc. 10212/05, fol. 75r–76v, 19./29.07.1613, fol. 78r/v, 24.07./3.08.1613. 77 HStAD, Geheimer Rat, Loc. 10218/01, S. 188–197, 23.11./3.12.1640. Zu Metzsch https://www.deut- sche-biographie.de/sfz75240.html [30.12.2020]. Die bildliche Darstellung einer solchen Audienz siehe Keller, Hofdamen, Abb. 30. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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