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Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 267
„worauff ich dan gleich zu ihr Majst. vor das bette geführt wurdt vndt nach dem ich ihr
Majst. vndterthänigst die hände geküsset vndt mich vor die grosse gnade bedankt, antwor-
tete sie mihr, das sie ein groß verlangen getragen hätte mich zu sehen, vndt auff das kam ihr
Majst. der Kayser auch inns zimmer gegangen, so sagte die Kayserin auff welisch zu dem
Kayser, er solte mich doch ansehen da sich dan der liebe Kayser auch sich gantz gnädigst
zu mihr wendet. Die Hertzogin [von Liegnitz, zu deren Hofstaat die Schreiberin gehörte]
spielet darnach noch eine halbe stundte in der karten mit der Kayserin vndt vndterdessen
durfft ich allemahl bey ihrem bett stehen blieben, da ich sie dan woll stets betracht habe,
dan sie woll eine perfecte schöne fraw ist vndt so vernünfftig vndt dabey obligent gegen alle
leütte.“91
Die Rolle, die zeitgemäße Schönheit als Ausweis von Tugend ebenso wie von Herrschafts-
fähigkeit in der Frühen Neuzeit spielte92, tritt hier schon deutlich zutage. Noch sichtbarer
wird dies aber in der Schilderung, die Albert Martin Hänichen, Hofmeister eines Wolfen-
bütteler Prinzen, von seiner Audienz bei Kaiserin Elisabeth Christine 1737 hinterließ, in
der er ihr über die Gesundheit seines in kaiserlichen Diensten stehenden Herrn berichten
sollte. Danach schrieb er nach Wolfenbüttel:
„Wie ich einige mahl die gnade gehabt hätte, den kayserl. hof versamlet zu sehen, ich wüste
mir aber nicht zu erinnern daselbst eine dame gesehen zu haben, welche ihro Majt. der
Kayserin an majestät und schönheit gleichen mögte; wenn es anderst erlaubet wäre daß ein
geringer knecht, seine gedanken von der größesten dame in der welt so freimüthig eröfnen
dürffte. Ohne zweifel war dieses eine effronterie, ob ich gleich nicht groß unrecht hatte. Ja
ich sage noch mehr, es war eine sottise und mit der zeit kann ich vielleicht der dritte von
denen zweyen spaniern werden, welche auß liebe gegen die Kayserin, als selbe in Spanien
gewesen, rasend worden sind, und noch jetzo als zeugen von der ehemahligen außbündigen
schönheit der Kayserin, in Wien verpfleget werden. Ich weiß nicht, ob man es mir verden-
ken kann, wann ich gestehe, daß die ehrfurcht und das gnädige bezeigen der Kayserin mich
außer mich selbst gebracht, und versichere ich, daß ich zum dienst dieser allergnädigsten
dame mich ohne bedenken in leib und lebens gefahr mit freuden begeben wolte, wann ich
ihr nur dadurch ein zeichen meiner allerunterthänigsten devotion geben könnte.“93
91 NLAB, F 1, A XXXV 7 Nr. 1, unpag., 15.01.1676.
92 Rogers, Beauty; Stollberg-Rilinger, Maria Theresia, 248–253.
93 NLAW, 1 Alt 22, Nr. 1202, fol. 85v. Der gesamte Bericht über die Audienz siehe https://kaiserin.
hypotheses.org/165 [30.12.2020].
https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0
© BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin
Reich, Ritual und Dynastie
- Title
- Die Kaiserin
- Subtitle
- Reich, Ritual und Dynastie
- Author
- Katrin Keller
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21338-3
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Kaiserin und Reich: Einleitung 9
- An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
- Überblick 22
- Wie wird man Kaiserin? 29
- Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
- Die Majestas-Debatte 36
- Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
- Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
- Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
- Die Erzämter 53
- Das Ius Primariarum Precum 58
- Schluss 62
- Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
- Der rituelle Ablauf 68
- Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
- Der Ablauf der Krönung 71
- Ritual und Geschlecht 82
- Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
- Kaiser und Kurfürsten 87
- 1612: Der Neuanfang 103
- 1630: Die Verlegenheitslösung 110
- 1637: Kaiserin und Königin 114
- 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
- 1690: Zeremonialkonflikte 133
- 1742: Abgesang? 142
- Schluss 153
- Kaiserinnen in den Medien 157
- Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
- Eigenständige Publikationen 161
- Chronikwerke 171
- Zeitungen 178
- Die Krönung als Medienereignis 181
- Medienformen 183
- Die Krönungsbeschreibungen 191
- Texte und Bilder 200
- Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
- Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
- Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
- Schluss 241
- Handlungsfelder 245
- Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
- Audienzen beim Reichstag 1653 252
- Audienzen in Wien 254
- Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
- Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
- Netzwerke: Korrespondenzen 268
- Zur Überlieferung 268
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
- Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
- Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
- Fürbitten 279
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
- Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
- Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
- Die Begründung der Regentschaft 300
- Zum Selbstverständnis der Regentin 304
- Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
- Schluss 319
- Kaiserin und Reich: Schluss 323
- Anhang 331
- Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
- Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
- Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
- Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
- Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
- Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
- Tabellenverzeichnis 354
- Abbildungsverzeichnis 355
- Abkürzungsverzeichnis 356
- Quellenverzeichnis 357
- Literaturverzeichnis 367
- Gedruckte Quellen und Editionen 367
- Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
- Literatur 378
- Personenregister 410
- Ortsregister 427