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Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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276 Handlungsfelder gebiet, der Landgrafschaft Leuchtenberg, dem Kaiser treu und erschien deshalb ebenso wie seine Gemahlin weiterhin in der Korrespondenz der Kaiserin129. Grußbriefe oder „letters of social cortesy“, wie sie James Daybell genannt hat, sind da- mit inhaltlich zwar wenig originell130; sie stellten mit ihrer relativ großen Zahl und ihrer Regelmäßigkeit jedoch eine Art „Hintergrundrauschen“ in fürstlichen Korrespondenzen dar. Und solche Schreiben gaben den korrespondierenden Seiten auch die Möglichkeit, die teilweise über längere Zeit auf einer formalen Ebene aufrecht erhaltenen Kontakte im ent- sprechenden Moment intensiver zu nutzen, wie im Folgenden noch zu zeigen sein wird. Mit Hilfe dieser Grußbriefe lassen sich für Kaiserin Eleonora Magdalena Konturen eines Korrespondenznetzwerkes nachzeichnen. Dieses hatte einerseits europäische Di- mensionen, indem Verbindungen nach Italien und zur Kurie, zu europäischen Herrscher- häusern in Frankreich oder England erkennbar werden. Aufgrund ausgedehnter familiärer Verbindungen der Kaiserin über ihre Herkunftsdynastie waren auch Spanien (hier spiel- ten natürlich die Traditionen des Hauses Habsburg eine Rolle), Polen (mit dem Haus Sobieski) und Parma enger eingebunden. Als besonders dicht stellten sich aber die Ver- netzungen mit dem Heiligen Römischen Reich dar, die zum einen auf dynastischen Netz- werken des Hauses Pfalz-Neuburg beruhten, zum anderen aber offensichtlich eine Form der Beziehung zwischen Kaiserhaus und Reich greifbar machen: Regelmäßige Grußbriefe dokumentierten den Status kur- und reichsfürstlicher Häuser ebenso wie die Einbindung von Frauen in die Perpetuierung einer reichsweiten Fürstengesellschaft. Darauf nahm Kur- fürst Joseph Clemens von Köln wohl 1696 Bezug, als er in seinem Neujahrsschreiben an Kaiserin Eleonora Magdalena darauf verwies, dass er ihr einer „im Reich hergebrachten gewonheit nach“131 Glück für das neue Jahr wünsche. Die Einbindung der Kaiserin in briefliche Statuskommunikation sagt freilich wenig oder gar nichts über persönliche Nähe und Ferne der Korrespondentinnen und Korres- pondenten sowie die Intensität der Briefwechsel aus. Um Aussagen darüber machen zu können, wie fest die Knoten dieses kommunikativen Netzwerkes geknüpft waren, bedürfte es der ergänzenden Kenntnis weiterer Komponenten der Briefwechsel wie beispielsweise der oben angesprochenen eigenhändigen Schreiben. Dass Kaiserinnen in der Frühen Neu- 129 Auch das Fehlen der Kurfürsten von Brandenburg und von Sachsen in den jährlichen Listen dürfte vom Ausgang der polnischen Königswahl 1697 sowie vom erfolgreichen Streben Brandenburgs nach der Königswürde in Preußen nicht ganz unbeeinflusst geblieben sein. Allerdings existierten durchaus Korrespondenzverbindungen zu beiden Fürsten, wie einzelne Schreiben im Korrespondenzregister belegen, siehe etwa HHStA, Familienkorrespondenz A 32/3, Register, fol. 65v, 84r/v, 121r/v, 172r/v. 130 Daybell, Letters, 187; Bastian, Verhandeln in Briefen, 216f.; Ruppel, Verbündete Rivalen, 305– 307. Eine Transkription des Neujahrsschreibens 1699 siehe: https://kaiserin.hypotheses.org/361 [30.12.2020]. 131 HHStA, Familienkorrespondenz B 8, unpag., 15.12.1696. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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