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Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Page - 287 -
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Fürbitten 287 beigepflichtet habe173. Der bayerische Vertreter berichtete nach München, dass die Kaise- rin am Ausgang der Verhandlungen über Magdeburg beteiligt gewesen sei, habe sie doch Khlesl ganz klar geschrieben, dass sie ihren Gemahl in dieser Frage nicht in seinem Ge- wissen beschwert sehen wolle, und auch in einer anderen Frage habe sie die katholischen Interessen deutlich unterstützt174. Alle diese Hinweise belegen, dass Anna von Tirol von fürstlichen Zeitgenossen als potentiell hilfreiche Fürbitterin in vielfältigen Problemlagen der Reichspolitik gesehen wurde, wobei ihre schwankende Haltung zu Khlesl einerseits, ihre persönliche Frömmigkeit und konfessionelle Parteinahme andererseits Ansatzpunkte gaben. Ob und inwieweit ihre Interventionen Erfolg hatten, steht auf einem anderen Blatt und kann hier nicht abschließend geklärt werden. Das nächste Exempel stammt aus der bereits angesprochenen Korrespondenz zwischen Wien und München, zwischen Kaiserin Eleonora Gonzaga und Kurfürstin Elisabeth von Bayern175. Diese stellt inhaltlich eine Parallele zum Briefwechsel zwischen Anna von Sach- sen und Kaiserin Maria de Austria einige Jahrzehnte früher dar. Der Austausch von Kom- plimenten spielte hier ebenfalls eine zentrale Rolle, wurde aber regelmäßig durch Informa- tionen zum Tagesgeschehen und zu den Personen und Familien ergänzt. Und erneut war es so, dass der mehr oder weniger regelmäßige Austausch anlassbezogen auch zu Fürbitten genutzt wurde: Kurfürstin Elisabeth, eine geborene Prinzessin von Lothringen, empfahl etwa in einem Weihnachtsbrief vom 23. Dezember 1633 der Kaiserin die „verlassene“176 Herzogin von Lothringen; drei Monate später sprach sie noch einmal die Verfolgung an, unter der das Haus Lothringen durch Frankreich zu leiden habe, und empfahl zwei loth- ringische Prinzessinnen der Fürsorge der Kaiserin177. Zudem informierte die Kurfürstin hier und in der Folge über das französische Vorgehen in Nancy, der lothringischen Resi- denz. Hintergrund dieser Hinweise und Bitten war der Konflikt zwischen Frankreich und Karl IV. von Lothringen, in dem sich Erbstreitigkeiten, Expansionswünsche Ludwigs XIII. und politisch-militärische Konflikte überlagerten. Karl IV. von Lothringen hatte schon in 173 Chroust, Reichstag 1613, 484. 174 Chroust, Reichstag 1613, 465f., 522, 727. Siehe auch ebenda, 1000: Auch die Nürnberger Gesandten erwähnten in ihrem Schlussbericht den Einfluss der Kaiserin zugunsten der katholischen Stände, den diese ebenso wie die päpstlichen, spanischen, burgundischen Gesandten auf den Kaiser genommen habe. Bei der Magdeburgischen Angelegenheit handelte es sich um Konflikte zwischen der Stadt und dem (lutherischen) Administrator des Erzstifts um den Status der Hansestadt; Magdeburg be- anspruchte Reichsunmittelbarkeit. Dazu etwa Asmus/Wille, 1200 Jahre Magdeburg, 515–520. 175 BayHStA Geheimes Hausarchiv, Korrespondenz-Akten Nr. 627/III, unpag. 176 „abbandonata“ – der Briefwechsel wurde in italienischer Sprache geführt. 177 BayHStA Geheimes Hausarchiv, Korrespondenz-Akten Nr. 627/III, unpag., 23.12.1633, 17.02.1634, 29.03.1634, 26.04.1634, 17.05.1634 und oft. Zur Position der Kaiserin zu Ansprüchen aus Lothrin- gen siehe auch Schnettger, Zwischen den Dynastien, 82. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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