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Fürbitten 293
hin, „vnd zwar umb so vill nachtrückhlicher zu recommendiren, je mehr mir von selbsten
bekandt, was an stabilirung derselben, dero gesambten hauß gelegen seye, vnd ich daraus
einen gleichmesßigen antheill der zuewachsenden würde zu empfangen habe“204. Letzteres
resultierte daraus, dass Amalie aus der gleichen Linie des Hauses Braunschweig stammte –
der Vater des Kurfürsten und ihr eigener Vater waren Brüder gewesen.
Dass dieses Angebot der Königin dabei keine bloße höfliche Formulierung war, lässt
sich aus den Überresten ihrer Korrespondenz in Wien ersehen: Schon im Mai 1699 hatte
sie in ihrem Dankschreiben an den Kurfürsten von Köln für dessen Gratulation zu ihrer
Eheschließung mit König Joseph I. die Zulassung Hannovers zur Kur zum Thema ge-
macht. Er sei sich wohl dessen bewusst, so Amalie Wilhelmine, „wie sehr sie mich sambt
meinem hauß hierdurch verbunden haben, wünsche allein vill gelegenheiten zuüberkhom-
ben, solches gegen sie zuerwidrigen“205. Im Jahr 1703 nutzte die Königin eine Reise an den
Oberrhein offenbar zu Gesprächen in dieser Frage, beriet auch mehrfach mit dem han-
noverschen Gesandten Bodo von Oberg dazu206. Und nach der 1708 schließlich erfolgten
Introduktion Georg Wilhelms in den Kurfürstenrat dankte Kaiserin Amalie Wilhelmine
Kardinal Johann Philipp von Lamberg, dem kaiserlichen Prinzipalkommissar in Regens-
burg, für dessen Unterstützung207 in dieser Angelegenheit, mit der er sich große Verdienste
erworben habe.
Offen muss beim derzeitigen Kenntnisstand bleiben, welcher Stellenwert den Inter-
ventionen von Kaiserin und Königin in diesem langen und komplexen Prozess der Ein-
richtung der neunten Kur zukam. Man darf davon ausgehen, dass Danksagungen und
Unterstützungserbieten in einem gewissen Maße rhetorische Floskeln waren, die zu einer
Statuskorrespondenz gehörten. Das direkte Interesse von Königin Amalie Wilhelmine an
der praktischen Realisierung der Rangerhöhung, welches sie selbst betonte, liegt jedoch
auf der Hand, ebenso, dass Kaiserin Eleonora Magdalena in vieler Hinsicht auf ihren kur-
fürstlichen Bruder Einfluss nehmen konnte. Wenn Kurfürst Georg Wilhelm letzterer 1696
eine namhafte Geldzahlung für die Unterstützung seiner Anliegen anbieten ließ, deutet
das auf die Hoffnung maßgeblicher Einflussnahme hin. Die Kaiserin selbst allerdings ver-
204 NLAH, Cal. Br. 11, Nr. 1355, fol. 5r, 30.01.1703 (Konzept des Schreibens siehe HHStA, Familien-
korrespondenz 33-30-2, fol. 73r/v). Auch 1708 verwies die Kaiserin in ihrer Gratulation zur endlich
erreichten Introduzierung des Kurfürsten ins Kurkolleg noch einmal auf die „vnter vnß obhand-
enen gantz nahen bluets verwandtschafft“, siehe ebenda, Cal. Br. 11, Nr. 1443, fol. 13r/v, 13.10.1708,
ähnlich auch HHStA, Familienkorrespondenz 33-30-6, fol. 63r/v, 6.10.1708. Zu ihren Interventio-
nen siehe auch Schnath, Geschichte Hannovers, Bd. 3, 402, 407.
205 HHStA, Familienkorrespondenz A 33-30-1, fol. fol. 49r/v, 29.05.1699.
206 HHStA, Familienkorrespondenz A 33-30-2, fol. 73r/v, 30.01.1703, fol. 84r/v, 15.09.1703
207 HHStA, Familienkorrespondenz A 33-30-6, fol. 41r, 4.07.1708.
https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0
© BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin
Reich, Ritual und Dynastie
- Title
- Die Kaiserin
- Subtitle
- Reich, Ritual und Dynastie
- Author
- Katrin Keller
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21338-3
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 430
- Keywords
- Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Kaiserin und Reich: Einleitung 9
- An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
- Überblick 22
- Wie wird man Kaiserin? 29
- Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
- Die Majestas-Debatte 36
- Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
- Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
- Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
- Die Erzämter 53
- Das Ius Primariarum Precum 58
- Schluss 62
- Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
- Der rituelle Ablauf 68
- Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
- Der Ablauf der Krönung 71
- Ritual und Geschlecht 82
- Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
- Kaiser und Kurfürsten 87
- 1612: Der Neuanfang 103
- 1630: Die Verlegenheitslösung 110
- 1637: Kaiserin und Königin 114
- 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
- 1690: Zeremonialkonflikte 133
- 1742: Abgesang? 142
- Schluss 153
- Kaiserinnen in den Medien 157
- Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
- Eigenständige Publikationen 161
- Chronikwerke 171
- Zeitungen 178
- Die Krönung als Medienereignis 181
- Medienformen 183
- Die Krönungsbeschreibungen 191
- Texte und Bilder 200
- Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
- Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
- Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
- Schluss 241
- Handlungsfelder 245
- Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
- Audienzen beim Reichstag 1653 252
- Audienzen in Wien 254
- Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
- Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
- Netzwerke: Korrespondenzen 268
- Zur Überlieferung 268
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
- Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
- Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
- Fürbitten 279
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
- Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
- Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
- Die Begründung der Regentschaft 300
- Zum Selbstverständnis der Regentin 304
- Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
- Schluss 319
- Kaiserin und Reich: Schluss 323
- Anhang 331
- Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
- Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
- Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
- Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
- Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
- Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
- Tabellenverzeichnis 354
- Abbildungsverzeichnis 355
- Abkürzungsverzeichnis 356
- Quellenverzeichnis 357
- Literaturverzeichnis 367
- Gedruckte Quellen und Editionen 367
- Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
- Literatur 378
- Personenregister 410
- Ortsregister 427