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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Page - 308 -
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308 Handlungsfelder längere Zeit allein in einem Raum mit Männern aufzuhalten. Dies gilt zumal für Eleonora Magdalena, deren vorbildliche Tugendhaftigkeit von den Zeitgenossen wohl bemerkt und thematisiert wurde264. Zugleich aber folgte sie offensichtlich lediglich der am kaiserlichen Hof üblichen Vorgehensweise bei Audienzen diplomatischer Vertreter nichtfürstlichen Ranges – stets waren dabei die Hofdamen und Hofmeisterinnen anwesend und die Türen blieben geöffnet265. Andererseits lässt gerade Wratislaws Brief von Ende Mai an vielen Stellen nicht nur das Herrschaftsverständnis des Ministers erkennen, sondern auch das Konfliktpotential, das zwischen ihm und der Kaiserin-Witwe schon lange vor der Regentschaft bestand266 – beide verfolgten, wie er schrieb „differente Principia“. Wenn der Kanzler im gleichen Schreiben dafür plädierte, alle „negotia, so von einiger Consequentz biss zu E. M. [Karls] ankunfft zu verschieben“267, um die Arcana Imperii nicht zu gefährden, war das keinesfalls nur Aus- druck seiner Sorge vor der Schwatzhaftigkeit der zuhörenden Hofdamen. Ihm schwebte vielmehr eindeutig vor, dass Eleonora Magdalena außer ihm nur Philipp Ludwig von Sin- zendorf (der jedoch fast die gesamte Zeit der Regentschaft als Botschafter in Den Haag weilte), Hofkanzler Johann Friedrich von Seilern und den Sekretär Johann Georg von Buol heranziehen solle, die unter Joseph I. die „Kleine“, die engere Konferenz ausgemacht hat- ten268, und zwar gerade dann, wenn das „secretum“ nötig sei. Dass die Kaiserin-Witwe eigene Leute wie Franz Heinrich von Mansfeld, Karl Ernst von Waldstein und Ernst Friedrich von Windischgrätz in die Konferenz ziehen wollte, inkrimi- nierte er dagegen gegenüber Karl von Spanien mit den Worten, dass „es anscheinen will dass man gemeinet seye einige E. M. befehl zu interpretieren, vndt mit andere gahr an sich zu halten“, wobei letzteres sicher auch noch einmal auf die angesprochene Vollmacht gemünzt war269. Außerdem wies Wratislaw darauf hin, dass „allhier wenig seint die sich getrawen der 264 Z. B. Fassmann, Gespräche, 190–199, siehe auch oben 235f. Die Kaiserin-Witwe legte offenbar größ- ten Wert auf keusches Verhalten und dokumentierte das etwa auch dadurch, dass sie testamentarisch untersagte, dass ihr Leichnam nach ihrem Tod von einem Mann berührt werde. Die Beschreibung der Aufbahrung siehe HHStA, ZP 11, fol. 16r/v, 19.01.1720. 265 Siehe die ausführliche Beschreibung einer Audienz in HStAD, Geheimer Rat, Loc. 10218/01, S. 188–197, 23.11./2.12.1640. 266 Arneth, Eigenhändige Correspondenz, 23f., 36f., 183; Anzböck, Eleonore Magdalena, 126, 128, 136f.; Pečar, Ökonomie der Ehre, 74f. 267 Arneth, Eigenhändige Correspondenz, 166. 268 Arneth, Eigenhändige Correspondenz, 192: Karl stimmte dem in seinem Brief vom 31.07.1711 ausdrücklich zu. 269 Arneth, Eigenhändige Correspondenz, 171. Eleonora Magdalena beharrte aber bis zum Schluss auf der Teilnahme von Waldstein und Windischgrätz, obwohl auch Karl gegen deren Teilnahme an der Geheimen Konferenz Stellung bezog, und konnte sich durch Verzögerungen und Dis- simulieren behaupten, siehe Wratislaws Äußerung von Ende August in Arneth, Eigenhändige Correspondenz, 216, auch 222f. Zu den Personen auch Pečar, Ökonomie der Ehre, 59. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Ăśberblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und KurfĂĽrsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Ăśberblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Ăśberlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. GruĂźbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. FĂĽrbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als FĂĽrsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die BegrĂĽndung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. AbkĂĽrzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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