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Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Page - 317 -
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Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 317 zu suchen, damit alles de concerto gehen möge, deswegen dan mich sehr schmerzen wurde, wan euer Liebden etwan wegen des cerimonial dero so vordräglige geschepfte resolution, sich dorten in person einzufinden, in dero gegenwart undt assistenz ich nach Gott alle mein hoffnung gesezt, endern wurdten. Euer Liebden könen versichert sein das ich gew[i]ßlich keine enderungen verlange, wehniger ichtwas zue duen was euer Liebden prejudicirlich sein könnte, allein hoffe ich auch, euer Liebden werden von selbsten erkennen, das ich aus mihr in deme waß von unerdenkligen iahren bis auf iezige zeit undt noch lesten bey meines Kaiser seh[ligen] anderten wahl ist practicirt worden ohne einziges widerschprechen ohne meins sohns des Konigs vohrwißen undt genehm haltung nichts endern kann. Ich hab die sachen durch eine conferenz überlegen laßen, undt damitt euer Liebden sehen, wie offen- herzig undt vertrawlich ich inen alles participire, so uberschike inen herbey das refferat, welchs das ministerium mihr hirauf geben hatt undt zweifle nitt, euer Liebden werden es woll gegründt undt billich erkennen, auch dero reis deswegen nicht einstellen“308. Es ging also nicht allein darum, den Rang ihres Sohnes als König in Böhmen unangetastet zu lassen, sondern auch darum, sich nicht selbst dem Vorwurf unbedachter Regierung auszusetzen309. Nachdem ältere Darstellungen Eleonora Magdalena als Regentin entweder gleich als unfä- hig abgetan oder sie in typischer Weise als Ausnahme stilisiert hatten, als „geistig sehr hoch- stehende“ Fürstin, die aufgrund ihrer ungewöhnlichen Eigenschaften sich Herrschaftsauf- gaben habe stellen können310, ergeben die hier genutzten Quellen doch ein etwas differen- zierteres Bild. Es entspricht keinesfalls den Tatsachen, dass man während ihrer Regentschaft in Wien „thatenscheu und teilnahmslos den Frankfurter Vorgängen“ zusah, wie die bislang einzige Darstellung zur Kaiserwahl von 1711 konstatierte311. Obwohl sich ihre Regentschaft dem Reichsrecht entsprechend natürlich nicht auf das Reich selbst erstreckte, so agierte die Kaiserin-Witwe doch auf verschiedenen Ebenen und Wegen auch in Hinblick auf das Heilige Römische Reich: indem sie die Wahl auf diplomatischen Wegen zu beschleunigen suchte, indem sie die böhmische Wahlgesandtschaft formierte, mit dem Reichserzkanzler und den Kurfürsten korrespondierte oder reichsständische Funktionen wahrnehmen ließ. 308 BayHStA, Kasten blau Nr. 44/10, fol. 211v–212r, 8.08.1711. Auch im folgenden Schreiben (fol. 216v–217r, 26.08.1711) bezog sie sich noch einmal darauf, wie hart es sie ankomme, in Abwesenheit ihres Sohnes einer so präjudizierlichen Festlegung zuzustimmen. 309 In Wien fand man schließlich eine Möglichkeit, dem Kurfürsten zumindest temporär entgegenzu- kommen, wie Wratislaw an Karl berichtete: Arneth, Eigenhändige Correspondenz, 213. 310 Ziekursch, Kaiserwahl, 14; Aretin, Reich, Bd. 2, 271; Turba, Pragmatische Sanktion, Bd. 1, 128. 311 Ziekursch, Kaiserwahl, 122. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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