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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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vor allem durch Interventionen und FĂŒrbitten – und da sie Zugang zu den ranghöchsten AmtstrĂ€gern und ReprĂ€sentanten des Reiches hatte, konnte sie hier erheblichen Einfluss entwickeln, gegebenenfalls ĂŒber den Rahmen des Reiches hinaus, wie es die angedeuteten Verbindungen beispielsweise von Kaiserin Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg nach Rom zeigten. Ein zumindest quasi-dynastisches VerstĂ€ndnis des Reiches dokumentieren die Reaktio- nen auf die Geburt des Thronfolgers 1716, obgleich in juristischen Texten und politischen Debatten etwa der KurfĂŒrsten der Wahlcharakter desselben vehement herausgestellt und verteidigt wurde. In weiteren Kreisen scheinen die Habsburger dagegen durchaus als kai- serliche Dynastie gedacht worden zu sein. Dies belegen publizistische Stellungnahmen wie die anlĂ€sslich der Geburt des Thronfolgers oder Ahasver von Fritschs Bezeichnung des Hauses Habsburg als „des Römischen Reichs Eheweib“3. Dies belegt aber ebenso die sowohl in Bild- wie in Textmedien sehr verbreitete Darstellung von Kaiserin Eleonora Magdalena als Mutter zweier Kaiser, als „des H. Römischen Reichs fruchtbare Vermeh- rerin“4: Diese ihre Funktion bei der Sicherung des Hauses Habsburg endete dabei nicht mit ihrem Tod, den zahlreiche Trauerpredigten beklagten. Vielmehr wurde der Verstorbe- nen darin wiederholt und dezidiert aufgetragen, ihr kraftvolles Gebet, ihre NĂ€he zu Gott, die aus ihrem tugendhaften Lebenswandel resultieren werde, weiterhin zum Wohle der Dynastie zu nutzen. Aufschlussreich ist es auch, dass anlĂ€sslich der Krönung 1690 mehr- fach die Bezeichnung als „Reiches Mutter“ als Parallele zur „Landesmutter“ vorkam5, ebenso wie die Quedlinburger Pröpstin die Kaiserin als Mutter des Reiches bezeichnete. Allerdings scheint dies deutlich weniger ausgeprĂ€gt als in Bezug auf die FĂŒrstinnen terri- torialer Dynastien. Hier wĂ€re eine intensivere Untersuchung huldigender Texte, etwa aus Anlass von Eheschließungen, und allegorischer Darstellungen weiterfĂŒhrend. Die dynastische Rolle der Kaiserin fand also zeitgenössisch eindeutig Beachtung, und dies fĂŒhrt zugleich auf eine symbolische Ebene, auf der die Kaiserin fĂŒr das Reich kaum verzichtbar war: als Bestandteil des ranghöchsten Herrscherpaares. Kaiser und Kaiserin stellten – der christlichen Anthropologie entsprechend – zwei Seiten einer Medaille dar, so wie sie oft genug auch realiter gerade auf Krönungsmedaillen abgebildet wurden. Frei- lich war die mĂ€nnliche Seite des Kaisers dabei glĂ€nzender; schließlich symbolisierte er die Sonne6, schließlich war er der Erbe und Inhaber aller Herrschaftsrechte, die ĂŒber ihn wei- 3 Fritsch, De Augusta, 9. 4 Schmitz, Kayser, 5f.; Brean, Starcke Tugend, 11. 5 Z. B. MĂŒllner, Aquila triumphans, unpag.; Kaiser-Adler, 15. Zum Quedlinburger Zitat siehe oben 297. 6 Wunder, Er ist die Sonn‘. Diese Symbolik benutze auch eine der Illuminationen 1716: Schön- wetter, Wienerische Beleuchtigungen, [47]. Kaiserin und Reich: Schluss 329 https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die ErzÀmter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der FrĂŒhen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und KurfĂŒrsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und PrÀzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. EigenstÀndige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale PrÀsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche ReprÀsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen fĂŒr reichsstĂ€ndische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. FĂŒrbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als FĂŒrsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die BegrĂŒndung der Regentschaft 300
  56. Zum SelbstverstÀndnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der FrĂŒhen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. AbkĂŒrzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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