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11Einführung
koordinierten Band La letteratura italiana fuori d’Italia (Rom 2002), dem zwölften der
monumentalen Storia della letteratura italiana unter der Leitung von Enrico Malato,
wird in erster Linie die Wirkung der italienischen Literatur auf anderssprachige
Gebiete, vor allem England, Frankreich und Spanien dargestellt. Die in Bezug auf
Produktion von italienischer Literatur außerhalb Italiens vermutlich herausragende
Region, nämlich Österreich bzw. die Länder der Habsburgermonarchie, welche
über beinahe 500 Jahre vom Frühhumanismus bis zum Ersten Weltkrieg quantita-
tiv und qualitativ die reichhaltigste Tradition aufweist, wird darin nur unzureichend
gewürdigt. Dieses in der Forschung leider noch weit verbreitete Bild soll durch die
vorliegende Geschichte der italienischen Literatur in Österreich korrigiert werden.
Immerhin wird die außergewöhnliche Position des Wiener Hofes, der das Italie-
nische zumindest von der Mitte 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts als offizi-
elle Sprache der Repräsentation nach außen und nach innen als familiäre Sprache
der kulturellen Kommunikation verwendet, inzwischen uneingeschränkt aner-
kannt: „Soltanto alla corte viennese l’italiano assume la funzione di lingua ufficiale,
diventando strumento espressivo dell’élite di una zona assai vasta, che ne risente
l’autorità.“4
Zu den wichtigsten Grundlagen des vielfältigen Kulturtransfers zwischen den
österreichischen Ländern und den italienischen Territorien zählen ohne Zweifel
die zahlreichen dynastischen Verbindungen zwischen den Habsburgern und den
Herrscherfamilien Italiens. Sieht man von der 1315 geschlossenen Ehe zwischen
Herzog Leopold I. und Gräfin Katharina von Savoyen ab, da dieses Gebiet wohl erst
viel später den italienischen Staaten zuzuordnen ist, so beginnt die Heiratspolitik in
Richtung Italien mit der von Herzog Rudolf IV. vorbereiteten und 1366 gefeierten
Hochzeit seines Bruders Leopold III. mit Viridis Visconti von Mailand.
Die ehelichen Verbindungen der wichtigsten Linien der Habsburger mit
italienischen Fürstenhäusern vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution sind:
1366 Herzog Leopold III. und Viridis Visconti von Mailand;
1494 Kaiser Maximilian I. und Bianca Maria Sforza von Mailand;
1549 Katharina und Herzog Franz III. Gonzaga von Mantua,
1561 Eleonora und Herzog Wilhelm Gonzaga von Mantua;
1565 Barbara und Herzog Alfons II. von Este und Ferrara;
4 Harald Hendrix: Persistenza del prestigio nell’età della crisi. In: Luciano Formisano (Hg.): La lettera-
tura italiana fuori d’Italia. = Enrico Malato (Hg.): Storia della letteratura italiana, Bd. XII. Rom 2002,
S. 437–482; hier S. 442.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die italienische Literatur in Österreich
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1797
- Volume
- I
- Author
- Alfred Noe
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 780
- Keywords
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549