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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Volume I
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Der italienische Humanismus in Österreich34 Einfluss im österreichischen Umfeld an dem 1376 von Niccolò Beccari für Karl IV. verfassten Fürstenspiegel ausgemacht werden, der hauptsächlich aus dem Brief Se- niles VI.8 zum Thema De avaritia kompiliert wurde. Darüber hinaus verbindet sich die Verbreitung seines Gedankengutes mit dem Studium und der Nachahmung der Werke von Augustinus, wie sich das am deutlichsten bei Johannes von Neumarkt in den Soliloquia animae ad Deum (1354– 7) manifestiert. Dabei bleibt der direkte Einfluss von Petrarca auf das Hauptwerk des böhmischen Frühhumanismus, auf Jo- hannes von Tepls Ackermann aus Böhmen (nach 1400), umstritten, weil zwar starke thematische Bezüge zu den Triumphi und zu De remediis utriusque fortunae auszuma- chen sind, die Todesproblematik allerdings innerhalb der antiken und christlichen Tradition schon vor Petrarca in ähnlicher Weise auch abgehandelt wird (vgl. Senecas De remediis fortiutorum). Der Tod vertritt im Ackermann aus Böhmen die augustini- sche Lehre von der Schlechtigkeit des Menschen und der Nichtigkeit des Lebens im Sinne eines memento mori, während sein Widerpart das Recht auf Leben und die Schönheit des menschlichen Lebens in einer neuen Form verteidigt, deren Weltzu- gewandtheit eine neue religiöse Bewertung der menschlichen Seele und damit auch wesentliche Züge des Humanismus ankündigt.21 Der italienische Einfluss in Böhmen wird im 15. Jahrhundert dann von der hussitischen Revolution beinahe vollständig wieder zunichte gemacht und erst nach der radikal-nationalen Regentschaft von Georg von Podiebrad (ab 1444 Reichsverweser, 1458–71 König von Böhmen) lang- sam aufgegriffen. Dass Petrarcas monumentale Moralphilosophie aus De remediis utriusque for- tunae zumindest auszugsweise in Österreich Verbreitung findet, beweist die in einem Innsbrucker Handschriftenfragment überlieferte früheste deutsche Teilübersetzung daraus, welche laut Joachim Knape auch aus Tirol stammt.22 Die durch die in dem Manuskript verwendete Interpunktion, die Groß- und Kleinschreibung sowie den Lautstand des Textes und dessen Schreibgewohnheiten begründete Lokalisierung verweist für Knape in ein österreichisches Gebiet, wenn er auch einschränkt: „Eine klare Zuweisung nach Osttirol, und dort etwa dem Hof der Grafen von Görtz in Lienz, läßt sich aber dennoch nicht wirklich absichern.“23 Die zeitliche Einord- nung zwischen frühestens 1390 und 1430, zumindest aber in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts, bedeutet jedenfalls eine entscheidende Brücke über das bishe- deutscher Studenten in Pavia in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. In. Wolfgang Rein- hard (Hg.): Humanismus im Bildungswesen des 15. und 16. Jahrhunderts. Weinheim 1984, S. 25–44. 21 Vgl. Gerhard Hahn: Der Ackermann aus Böhmen des Johannes von Tepl. Darmstadt 1984. 22 Joachim Knape: Die ältesten deutschen Übersetzungen von Petrarcas Glücksbuch. Texte und Untersu- chungen. Bamberg 1986. 23 Knape: Die ältesten deutschen Übersetzungen, S. 49.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Volume I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die italienische Literatur in Österreich
Subtitle
Von den Anfängen bis 1797
Volume
I
Author
Alfred Noe
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
780
Keywords
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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